Euphemistische Semantik versus Wolfssprache

Euphemistische Semantik versus Wolfssprache
Dass das Kapital keine überzeugende Solidarität zu üben versteht, muss so sehr nicht verwundern. Dennoch macht es Sinn über einen möglichen, nicht nur semantischen, Paradigmenwechsel nachzudenken. Vor wenigen Tagen las ich es. Da scheint das Konsumklima zu schwächeln. Nicht nur wegen der mittlerweile wieder gewaltig ansteigenden Preise, sondern wegen der Unruhen in Arabien, insbes. in Libyen, und wegen der Katastrophe in Japan. Nicht wegen der zu erwartenden Einflüsse auf die Weltwirtschaft, die werden sowieso klein geredet, oder auf den nächst Schwächeren abgewälzt. Nein, wegen ängstlich gewordener Konsumenten. So besehen könnte es auch bedeuten, dass die Intervention des Militärbündnis‘ des Kapitals, der Nato, in Libyen, weniger der Völkerfreundschaft dient, und schon gar nicht einer „Volksdemokratie“, als vielmehr der Stabilisierung des Konsumklimas. Und nichts anderes gilt bzgl. der Abwehr der Katastrophe in Japan. Dass die unmittelbaren Konkurrenten Japans sich einer euphemistischen Semantik hingegen nicht unterwerfen, sondern gnadenlos zur Sache kommen, sollte man ihnen nicht all zu verübeln. Sie leben halt noch in dem Zeitalter, indem sich das Kapital unverblümt in der Wolfssprache verständigte. Man knurrt, beißt, winselt – je nach Stellung.

faz.net/Japan: Am Nerv getroffen, 06.04.2011

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