Krise der Distinktion

Krise der Distinktion
Die hysterische Debatte um die Rettung des Euros zeigt wie wenig ideologisch (konservativ gegen liberal) man das verstehen darf. Am Verhalten eines Ackermanns zur Griechenlandkrise, an dessen „Geschwätz“ zur falschen Zeit, lässt sich erkennen, dass es weniger das ist, was er sagt, sondern wann er was sagt. Das Finanzgeschäft ist so sehr diplomatisch geworden, dass selbst offenliegende Aspekte des wirtschaftlichen Handels nur noch hinter vorgehaltener Hand verhandelt werden dürfen. Gleich ob Großbanker oder Zentralbanker, wer da auch nur eine Sekunde zögert, das „Richtige“ im richtigen Moment zu sagen, ist faktisch ein Landesverräter. Selbst ein Herr Ackermann kann sich daher den Folgen einer Abstrafung (durch eine Frau Merkel z.B.) nicht entziehen. Aus dieser Perspektive ist ein illoyaler Kader des Systems – Banker/Zentralbanker/Politiker/Richter – so wenig tragbar wie ein illoyaler Soldat im Kriegseinsatz. Dass dies System scheitern muss, an sich selbst gar, da es nämlich gegen all das verstößt, was es zunächst so stark hat werden lassen – die „Macht der Masse“, d.h. recht eigentlich die anonyme Macht eines Kapitals, das selbst zu den (politischen) Formen seiner Macht Distanz zu wahren schien, erübrigt sich fast festzustellen.

.faz.net/Pro und Contra: Darf ein Kanzlerberater die Bundesbank leiten?, 20.02.2011

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  • Von Die bürgerliche Gesellschaft in der Gosse am 1. März 2011 um 02:04 Uhr veröffentlicht

    […] genial verbinden mit der feinen Gier eines postmodernen „Weltbürgers“. Wo die Distinktion der Protektion endgültig gewichen, da befindet sich die bürgerliche Gesellschaft längst in der […]

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