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Antikapitalismus oder Antijudaismus
Vor kurzem traf ich eine alte Bekannte, die ich lange nicht mehr sah, eine Armenierin aus der Türkei. Gegen Kapitalismus, Faschismus und Islamismus scheinen wir uns nachwievor einig. Doch wie staunte ich, als sie mich darüber aufzuklären suchte, welche Macht die Juden in der Türkei hätten. Erdogan selber sei Jude, so ihre Behauptung. Doch wer das Kapital kritisiert, mit der Kritik der Politischen Ökonomie beginnend, dem ist es gleich, ob der Kapitalist ein Jude, ein Moslem oder Christ ist, oder gar ein Atheist. Des Kapitalismus „Agenten“ sind Subjekte des Kapitals, gleich welcher Nationalität oder Religion. Ihre „Religion“ ist das Kapital. Und selbst wenn man „dem Juden“ da bescheinigen wolle, dass ihm der Kapitalismus auf den Leib geschneidert sei, wäre daher sein Glaube nur das passendere „Kleid“. Doch die Kritik am Kapitalismus ist keine ästhetische, sondern eine kategoriale. Und ihr Ziel ist die klassenlose Gesellschaft, nicht die judenfreie.
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