Kein gewöhnliches Modeaccessoire
Bei allem Respekt, Herr Bulmaz, ich verstehe Ihr Anliegen, zumal es auch mich stört, wie sich hier gewisse Konservative als „Jakobiner“ einer antiislamischen Aufklärung aufzuspielen versuchen. Das ist so wenig glaubhaft, wie eine dementsprechende nachträgliche Profilierung der katholischen Kirche. Dennoch, auch ich sage: es handelt sich nicht um ein Kleidungstück, mit dem man vielleicht die Haare bedeckt; das hatten wir auch, bis in die 60er hinein. – Und auch dies war ganz sicherlich nicht nur der damaligen Mode geschuldet. Doch in der Türkei, unter dem Regime Erdogans, wird das Kopftuch benutzt – als politische Demonstration. Die Frau in der Türkei, die unter allen Regimes, auch und gerade unter den kemalistischen, immer unterdrückt blieb, wird benutzt. Und es wird selbstredend die – mit dieser Rechtlosigkeit immer verbunden gewesene – fehlende Aufklärung ausgebeutet. Es gehört zu Erdogans ganz besonderer Note, die Zementierung dieser Rechtlosigkeit unter dem Banner des Liberalismus verkaufen zu wollen.
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