Sex wie Geld – gleichermaßen untreue wie veruntreute Äquivalente

Sex wie Geld – gleichermaßen untreue wie veruntreute Äquivalente
Was sind denn die „richtigen Rahmenbedingungen“? Die bürgerliche Ehe scheint diese Rahmenbedingungen nicht zu erfüllen. Also werden Mythen und Märchen aufgetischt, sodass einem die Lust schon dabei vergeht. Wenig tröstlich nämlich, dass die Lust doch angeblich identisch sei mit der Liebe. Wo doch aufklärende (aufgeklärte!) Sexualwissenschaft längst zu berichten weiß, dass es gerade die diesbezügliche Ambivalenz ist, welche es wohl zu überwinden gälte, die die eigentliche Triebkraft beim Triebleben ist. Nicht selten gehen Begehr und Liebe verschiedene Wege. So wie Phantasie und Wirklichkeit. Wo das Gefühl von Sicherheit mehr Phantasie als Wirklichkeit darstellt, da wird’s bockig im Triebleben. Da stimmen die „Rahmenbedingungen“ nicht mehr, nicht wahr? Das Geschäft geht nicht auf. So sieht sich der Eine von dem Andern plötzlich übervorteilt. Im Ergebnis sind dennoch beide die Beschissenen. Sex wie Geld – gleichermaßen untreue wie veruntreute Äquivalente.

Nur wo Eros der gute Hausgeist ist…
Der Eros erfasst den ganzen Menschen, der Sexus nur dessen „Hormoncocktail“. Auch die „Liebe“ ist so ein Begriff, der mehr oder weniger nur ideologisch zu begreifen ist. Ein Begriff des Patriarchats, des modernen, des kapitalistisch-protestantischen. Dass die antiken Griechen vom Eros noch mehr zu berichten wussten, als vermutlich „Casanova“ von seinen sexuellen Abenteuern, mag darin einen Grund finden. Auch das Gros der heutigen Sexualwissenschaftler gehört eher der Priesterkaste an. Ein Werk, das sich da ausnimmt, ist „Erotische Intelligenz“ von Jack Morin. Wir erfahren hierin viel über eine Intelligenz, die dem Alltagsbewusstsein noch weniger entspricht, als ein Hegelscher „Weltgeist“ z. B. Und dennoch scheint unser Sexualtrieb von „Geistern“ beherrscht – dämonischer oder faustischer Provenienz. Doch auch Erotik bar der Sexualität wird auch hier vernachlässigt. Wie (wenig) erotisch ist eigentlich unsere Gesellschaft? Denn nur wo Eros der gute „Hausgeist“ ist, da fühlt sich der Trieb geborgen.

faz.net/aktuell/gesellschaft/familie/sex-in-der-beziehung-jetzt-nicht-schatz-21-06-12

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