Du erfährst von mir nichts, außer einem Grinsen!

Du erfährst von mir nichts, außer einem Grinsen!
Das Problem ist die Verfälschung der Aussage. Wahrheit und Bedeutung verlieren sich. Nicht selten, dass Leute, die mir Smileys schicken, im Herzen ganz andere Gefühle tragen. Das Smiley als Täuschungsmanöver missbrauchend. Ein freundliches Gesicht, welches da auf mich zukommt und dabei das Messer hinter sich tarnend. Diese Erfahrung mache ich mit Leuten, die kommunikativ auftreten, dabei aber nur ihren Gegenüber aushorchen. Eine Tendenz, die offenbar in dem Maße zunimmt, wie die Leute sich als Konkurrenten gegenüber stehen.

„Das Gesicht wahren“, scheint eine auch und gerade „im Westen“ wieder in Mode gekommene kulturelle Geste. Ich kannte das bisher eigentlich nur aus dem Orient. Wo man niemals auf gewissermaßen ritualisierte Fragen ehrlich antwortet. „Wie geht es dir?“ beantwortet man dort stets mit „gut“, oder gar „sehr gut“.

Auch der „Judaskuss“ scheint hier wieder angekommen. Ich umarme (oder küsse) daher nur Leute, die ich mag (und von denen ich annehme, dass das auf Gegenseitigkeit beruht).

Ein bisschen paranoid das Ganze. Doch irgendwie unvermeidbar in einer Zeit, in der wir schon gar nicht mehr unserer Sprache trauen können/dürfen. In der die Krise der Semantik nur einen Vorgeschmack liefert für die kommende Krise der Art.

Das Tier zum hochentwickelten Tier und weiter zurück zum noch höher entwickelten Tier. Also zwei Schritte zurück, um einen voran zu kommen (vgl. Lenins „Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück“. Vom Homo sapiens zum posthumanen Wesen. Vom Schwätzenden zum Nichts-mehr-zu-sagen-Habenden. Wenn wir die Sprache dann schließlich restlos korrumpiert haben, finden wir uns wieder als sprachlose Kommunikatoren. Täuschung unmöglich, es sei denn durch „Gedankenübertragungssperre“. Smileys wären dann das Signalschild für ein: „Du erfährst von mir nichts, außer einem Grinsen“.

faz.net/blogs/ding/archive/2012/03/27/die-scheu-vor-dem-punkt-das

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