Ein billig erworbenes Glück – für das Kapital

Ein billig erworbenes Glück – für das Kapital
Das wahre Betriebsgeheimnis des Kapitalismus wird wohl sein, dass er seine eigenen Voraussetzungen ausbeutet, somit oft das Gegenteil von dem, was ihn selber kennzeichnet. Geschenke dürften so alt sein wie die Menschheit selber (vermutlich noch älter, weil man auch bei Affen Geschenke machen beobachten kann, wie zum Beispiel bei den lebenslustigen Bonobos, wobei dort mit der Option verbunden, auf einen sofortiges „Gegengeschenk“, zum Beispiel beim Sex vs. Nahrung). So ist die Voraussetzung der Lohnarbeit die „Arbeit sans Phrase“, wie Marx sich ausdrückte, um das zu kennzeichnen, was der Mensch leistet, ohne scheinbaren Zweck. Nur so zum Vergnügen quasi, bzw. als erstes Lebensbedürfnis; und was ihn vermutlich auch zu dem machte, was er ist – ein lustvoll schaffendes Wesen, Mensch eben.

Dennoch hat die Lohnarbeit mit dieser Arbeit nichts gemein. Das Kapital profitiert aber davon. Offen erkennbar dort, wo es unbezahlte Arbeit ausbeutet, bzw. auch schon dort, wo es den Mehrwert kassiert und dies den Lohnarbeitenden scheinbar gar nicht stört. Die Hauptsache, er hat Beschäftigung. Und so beschenkt der Schenkende nicht nur die beschenkte Person, sondern auch die Gesellschaft, innerhalb derer das Ritual stattfindet. Und damit die herrschende Klasse in dieser Gesellschaft. Und dies eben nicht (nur) dem Zwecke der Steigerung des Bruttosozialproduktes dienend, sondern viel mehr einem Moment des Gefühls, das dem Konsumrausch (zu eigenem Gunsten) wohl nahe verwandt, aber nicht mit diesem identisch ist. Freude machen um Freude zu bekommen. Das ist wahrlich nicht das ethische Prinzip des Kapitalismus, dieses lautet wohl eher, Überfluss schaffen, damit das Streben nach diesem, selbst oder gerade ob allgemein verbreiteter Mangelzustände, erhalten bleibt. So werden auch die Geschenke immer teurer verpackt, in Anspielung auf den Luxus, den die Gesellschaft vorspiegelt. Falsch vorspiegelt, soweit dies ein nicht einzuhaltendes Versprechen an die Massen ist.

So dürfte der „eigentliche“ Zweck eben dieser und jener Geschenkerituale – Weihnachten, Ostern, Geburtstag… – regelmäßig (aus der Perspektive des Kapitals) dann erfüllt sein, wo anhand dieser Rituale ein allgemeines Gefühl des Schwimmens in Luxus vermittelt wird – und das eben nur, weil die Menschen schon immer gerne Geschenke gemacht haben, bzw. eben auch, weil sie der Wahrheit so ungern ins Gesicht sehen. Also die allgemeine Armut all zu gerne ignorieren. Ein wahrlich „billig“ erworbenes Glück für das Kapital.

@Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia
Devin08, Geschenke gab es schon lange vor der Moderne.“ Sagte ich doch:
Geschenke dürften so alt sein wie die Menschheit selber…“

Grüße und ein frohes neues Jahr – an Alle!

faz.net/blogs/deus/archive/2011/12/26/weihnachten-ohne-oder-doch-mit-geschenken

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3 Trackbacks

  • Von Die Machtbedürfnisse und die Notwendigkeit des Steuersystems am 22. Februar 2012 um 15:41 Uhr veröffentlicht

    […] das erste Lebensbedürfnis sein darf. Wo sie der Lustbefriedigung dient, nicht Zumutung ist. Die „Arbeit sans Phrase“, wie sie Marx in den Grundrissen nannte. Erst dann überhaupt können Bedürfnisse befriedigt und […]

  • […] Das im Nachhinein Geschaffene erscheint als schon immer gewesene Voraussetzung. – Die ursprüngliche Voraussetzung – wird gelöscht. Und so ähnlich ist es auch mit dem ganzen Kosmos. Ja ein gewisser ist uns […]

  • Von Die Achillesferse des Patriarchats am 17. Dezember 2013 um 09:16 Uhr veröffentlicht

    […] Orientierungen gegeben hat. Doch der geradezu berechtigte Hinweis auf die sexuellen Praktiken der Bonobos, verweist auf eine weniger „schwanzgesteuerte“ und damit wohl eher „polymorphen“ sexuellen […]

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