Wie der Mythos die Geschichte wieder umschließt
@HansMeier555: Nun ja, das besagte Pferd wurde in Troja, in dessen Mauern geradezu, wirksam. Daher wohl die auf den Zweck dieses Pferdes, nämlich der Eroberung von innen, gerichtete Bezeichnung. Ich finde das ziemlich korrekt. Doch der Witz scheint mir doch der, wie hier, und das hat Herr Walter ja am Beispiel Michael Stürmer so hervorragend dokumentiert, der Mythos klammheimlich zur Geschichte avanciert ist. Gibt es denn ein schöneres Beispiel für, wie man („Das Abendland“) zum Opfer seiner eigenen Mythen wird. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass ich Griechenland zur Zeit Homers (und Homer dürfte wohl eine reale geschichtliche Gestalt gewesen sein) nicht unbedingt als Abendland bezeichnen würde.
Wenn diese Trennung nicht selber gar ein Mythos ist, würde ich sie erst mit Alexander beginnen lassen. Mit dessen – solchermaßen dem Abendland zugeschriebenen – Umgang mit Mythen, als dieser bekanntlich den „Gordischen Knoten“ beherzt zerschlug (Achtung: auch das ist ein Mythos!), und damit wohl auch die dahin noch gültige Ununterscheidbarkeit von Morgen- und Abendland (vgl. Ernst Jüngers Erklärung im „Der Gordische Knoten“, wo er der Trennung zwischen Abendland und Morgenland eben keinen geographischen Raum zuordnet).
Und obwohl ich nicht bestreiten mag, wie hier ein Mythos eine reale Geschichte hervorbringt – von welcher Realität wäre das Abendland ohne diesen Mythos vom Gordischen Knoten? – möchte ich doch jetzt darauf verweisen, wie die Geschichte da wohl gerade die Rolle rückwärts macht. Wie uns der Mythos sozusagen wieder umschließt. Wie er quasi die Geschichte in sich zurück nimmt. Oder wie soll ich diesen Mythenglauben eines Herrn Stürmer sonst deuten?
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