Reales Phantasma, dennoch aufhebbar

Reales Phantasma, dennoch aufhebbar
Richtig! Als einen „realen Schein“, wenn auch „notwendigen“, benannte Marx dieses Phänomen, was da dem Geld anhänge, bzw. dem Markt schon an und für sich. Ein reales „Phantasma“, was das Kapital nämlich als Subjekt begleitet.

Dennoch, darauf begründet ein quasi notwendiges Konsumverhalten herzuleiten, scheint mir ein wenig abenteuerlich. Gewissermaßen ein Axiom der marxschen Kritik missbrauchend. Es ist ein Phänomen, kein Gesetz. Auch ich zahle mit Karte, mit Kreditkarte, per Überweisung. Doch vergesse ich dabei nicht meinen Kontostand. Man müsste schon ein ziemlich trivialer „Marktidiot“ sein, um derart selbstvergessen, wie hier beschrieben, auf dem Markt zu agieren.

Natürlich steckt genau dort die Raffinesse, will heißen: das Moment der Verführung, im Umgang zwischen den Marktagenten. Aber was der Psychologie im Marktgeschehen anhängt, ersetzt noch lange nicht die handfesten ökonomischen Kategorien. Auch die Soziologie verkommt zu einer psychologisierenden Esoterik, wolle sie so die Politische Ökonomie, resp. deren Kritik ersetzen. Vielleicht mit ein Grund für, warum die Soziologie so was ist wie Marx light.

Und das ist es auch, worum es geht – die Kritik der Politischen Ökonomie. Die Kritik des realen Phantasma. Aber eben vor einem revolutionären theoretischen Horizont und nicht vor einem wieder selbstverblendeten.

Das Phantasma ist aufzuheben, aber nur außerhalb des Systems. Durch Überwindung des Systems. Darin liegt ja die ganze Bedeutung der marxschen Kritik. Dessen revolutionärer, subversiver Charakter. Daher ist ja auch Marx nicht anwendbar für die Politische Ökonomie des Kapitals. Nicht mal für die Aufgeklärtesten unter ihnen.

Und genau das nicht begreifen zu wollen, darin liegt das ganze Verhängnis einer Sozialdemokratie, die sich da von Marx wegbewegte.

Der Fetisch ist nur notwendig als Teil einer ökonomischen Bewegung, die sich quasi als Naturgesetzlichkeit verhält. Demnach im Wesentlichen unbewusst abläuft.
Nur in diesem, eben völlig unkritischen, Rahmen, verbleibt die Kritik der Illusion selber eine Illusion.

faz.net/blogs/formfrei/archive/2011/09/19/die-illusion-der-geldillusion

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