Das Kapital kann diesen Kampf nicht gewinnen

Folgender Beitrag ist ein Kommentar zu Thomas Strobls privatem Blog „Weißgarnix“. Welcher sich in seiner skeptischen Einschätzung der arabischen Revolution auf Zizek beruft.

Das Kapital kann diesen Kampf nicht gewinnen
Sorry, wenn ich mich hier so spät einschalte. Aber das Thema ist ja noch nicht abgeschlossen. Und da Zizek auch hin und wieder meine Referenz ist, möchte ich natürlich dazu was sagen. Ich selber begegne der arabischen Revolution sicherlich auch mit einer gesunden Portion Skepsis. Die ich aber so nicht vortrage. Ich trage sie vor in Form der Kritik, der Selbstkritik, der Lösungsvorschläge. Ich ermahne die Massen, die Waffen der Kritik so wenig außer acht zu lassen, wie gegenwärtig die Kritik der Waffen. Ich weise hin auf den antisemitischen Pferdefuss (Stichwort: Arabischer Sozialismus), usw. usf.

Wie gesagt, ich schätze Zizek. Aber seine Sicht der Dinge ist weniger philosophisch-theoretisch als dramaturgisch. Er ist mehr Künstler als Theoretiker. Die Bevölkerung der ehemaligen DDR mit den arabischen Massen zu vergleichen ist nicht nur unfair, sondern auch unhistorisch, unkonkret, ja undialektisch. Für einen Dramaturgen vielleicht eine interessante Verführung, die Dinge so zu sehen. Nur Bert Brecht wäre das anders angegangen.

Und es zeigt auch, dass Zizek die Beweggründe und Entwicklungslinien ja selbst eben jener sog. friedlichen Revolution (in der ehemaligen DDR) nicht verstanden hat. (Nachtrag: Dass Zizek allerdings weiß wovon er spricht, belegt dieses Interview, Noch einmal Kommunismus – Interview mit Slavoj Zizek » Leipziger Kritiken, letzter Zugriff: 05.04.2011).

Mit der Öffnung des „Eisernen Vorhang“ begann nämlich genau jene Bewegung, die wir gerade am Beispiel Arabien beobachten. Die Bewegung der Jugend, der Frauen, der unterdrückten Massen. Es ist der Aufstand der Massen, der hauptsächlich jungen Massen gegen die Herrschaft der Gerontokratie. Schirrmacher lässt grüßen.

Und die Konservativen aller Länder sind der Gegner dieser Revolution. Und die Betonköpfe des sog. Realen Sozialismus waren da nur die ersten, die da fielen.
Ich denke daher, dass man dieser Revolution mit etwas mehr Respekt begegnen muss. Sie ist noch lange nicht zu Ende, und sie hat noch lange nicht ihren Weg gefunden.
Aber ihre Ziele reichen über sie hinaus. Die Globalisierung gibt sie selber vor.
In diesem Sinne, kann das Kapital diesen Kampf eigentlich nicht gewinnen, denn es wird hier bekämpft, mit seinen eigenen Mitteln. Dennoch wird dieser Kampf lange dauern, denn das Kapital ist hoch gerüstet – ideologisch wie material.

weissgarnix.de/2011/02/07/das-oder-ein-volk

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Ein Trackback

  • Von Die Jugend an die Macht! am 7. April 2011 um 19:29 Uhr veröffentlicht

    […] ebenso an Überalterung schon so gezeichnete Patriarchat. Eine Revolution, die das Kapital daher nicht gewinnen kann. Denn, es werden ihm sozusagen die Füße […]

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