Die beste Art sich von seinem Dämon zu befreien

Die beste Art sich von seinem Dämon zu befreien
Schön, ich beneide Sie. Sind die Mojitos in der Floridita noch trinkbar? Ich war 2000 das letzte Mal in Kuba. Inzwischen soll sich dort doch so einiges verändert haben. Westliche Boutiquen überall. Ich kann es mir kaum vorstellen. Ein Freund von mir, mit dem ich damals auch in Kuba war, fliegt noch regelmäßig nach dort und bringt mir Zigarren und Cafe mit. Jetzt zu Hemingway. Ich habe ein paradoxes Verhältnis zu diesem Schriftsteller. Einerseits finde ich seine Art zu schreiben erfrischend. Im positiven Sinne beinahe postmodern. (Und ich halte nichts von der Postmoderne in der Literatur!) Wenn man dieses Hinknallen von Satzfetzen mal so bezeichnen möchte. Dieses ständige Einfließen von direkter Rede, ohne das exakt zu kennzeichnen. Man spürt die Ruhelosigkeit des Schriftstellers. Vielleicht liegt darin das Geheimnis seiner Faszination. Wer Hemingway ließt, hat das Gefühl, man sei mitten drin. Ein solches Gefühl hat bei mir ansonsten nur Balzac ausgelöst. Seine Geschichten sind eigentlich banal. Doch die Art sie darzustellen, machen eben das Genie. Was er da entwickelt, ist eigentlich eine Art Selbstanalyse. So ganz nebenbei. Im Freudschen Sinne gar. Er ahnte wohl, dass er mehrere Persönlichkeiten in sich barg. Als Mensch/als Mann ist er mir eigentlich immer fremd geblieben. Dieser versoffene männliche Chauvinismus, dieser für mich irrationale Zug an ihm, kann mich emphatisch nicht berühren. Dennoch hat eben gerade dieser Charakterzug so etwas unglaublich ehrliches. Aber diese „Ehrlichkeit“ hatte was psychotisches, schizophrenes, zwanghaftes, besessenes, ja infantiles, wie bei Van Gogh. Schreiben war für ihn vermutlich die beste Möglichkeit, sich von seinem „Dämon“ zu befreien. Was ich mal wie folgt beschrieben habe.

faz.net/blogs/sancho/archive/2011/03/30/mail-aus-havanna-warten-im-oldsmobile

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2 Trackbacks

  • Von Das Richtige hinter dem Falschen am 6. April 2011 um 19:40 Uhr veröffentlicht

    […] Malerei das nicht ist. Für mich sind immer noch Gauguin, Goya oder auch van Gogh die wahren Revolutionäre. Die Begründer des modernen Realismus. Bürgerliche Revolutionäre, […]

  • Von Das Sachthema lautet: Kritik am Zerfall des Kapitals am 12. April 2011 um 20:58 Uhr veröffentlicht

    […] bürgerlichen Revolutionen, konnte man wunderbare Sittengeschichten zu lesen bekommen, wie z.B. von Balzac. Und heute bekommen wir Dokumentationen von VroniPlagWiki, oder von guttenplagwiki, oder von […]

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