Protest gegen die Glücklosigkeit in einem alternden Kapitalismus

Diesen Beitrag will die FAZ-Redaktion mal wieder nicht senden. Das zeigt auch, dass nicht nur solch korrupte Regimes, wie das eines Mubarak, Zensur ausüben, auch unsere Mediendemokratie kann sich da nicht beherrschen. Wo bleiben übrigens die Berichte über Proteste in Saudi-Arabien – hier in den deutschen Tageszeitungen? Nur in Österreich und in der Schweiz, und eben in der Bloggerszene, findet man solche (wie diese: Vierzig-Frauen-protestieren-vor-Innenministerium, oder diese: Proteste-auch-in-Saudiarabien). Siehe auch meinen dementsprechenden Hinweis in: faz.net/blogs/sofa/archive/2011/02/10/stuetzen-der-west-oestlichen-gesellschaft
Versuche es ein 2. Mal. Auch der 2. Versuch war ein Fehlschlag. Muss es wohl ein drittes Mal versuchen! Es ist schon interessant, wie sich die herrschenden Medien gegen Hinweise auf die Klassenanalyse einer Revolution stemmen. Es nützt ihnen nichts!
Nach dem 3. Versuch wurde nun endlich der 1. Teil, und zwar der 2. Versuch gesendet. Der 2. Teil wird weiterhin unterdrückt. „Der alternde Kapitalismus, der allein aus demografischen Gründen erledigt ist“, das ist eine Kost, die den Herrschenden nicht schmecken mag. Nun ja, wenn es etwas neues zu lernen gibt, aus dieser arabischen Revolution, der 1. Revolution des Informationszeitalters, welche somit auch eine Revolution infolge der globalen Vernetzung des Denkens ist, dann doch wohl, dass Informationen nicht mehr unterdrückt werden können. Denn die Globalisierung wandelt die Information, welche da noch gesendet werden muss, in so etwas um, was man auch Instantanität bezeichnen könnte. So als wären die Gedanken der Zeit, zeitlos verschränkt. Solche oder so ähnliche Positionen, wie ich sie hier vertrete, sind eigentlich keine Neuigkeit mehr, denn sie haben längst den Charakter der Information verloren, scheinen somit in jeder revolutionären Bewegung a priori verfügbar. Wenn sie ausgesprochen sind, sind sie überall! Und das ist die andere Seite der kapitalistischen Globalisierung: das Informationszeitalter, welche das Kapital, wie es scheint, zu seinem Wesen kommt lässt, seinem internationalen, beschleunigt auch die „Internationale“, die proletarische.

Protest gegen die Glücklosigkeit in einem alternden Kapitalismus, 1. Teil
Erst gestern wollte mir jemand erklären, dass dieser Protest in der Hauptsache von den jungen Leuten ausginge, die da aus der arabischen Welt – der arabischen Mittelschicht – mal ins Ausland zum Studieren geschickt worden seien und die sich nun an die Verhältnisse ihres Heimatlandes nicht mehr gewöhnen. Ich halte das für eine typisch konservative Ansicht, einer, die das Wesen der Proteste verzweifelt zu ignorieren sucht. Selbst wenn dem so ist, in Teilen dürfte es wohl zutreffen, und das wäre dann auch jene Generation Twitter und Facebook, die sich da solchermaßen vertreten fühlt, so träfe das nur das Problem vom Kopf her, vom Überbau und das gewissermaßen auf dem Kopf stehend betrachtet. Die Proteste der jungen Leute sind im Kern soziale Proteste. Ergebnis tiefgreifender ökonomischer, politischer und selbstverständlich auch ideologischer Krisen (vgl. auch: Zur Krisensituation der arabischen Gesellschaften, von Sabah Alnasseri, letzter Zugriff: 10.02.2011). Nicht nur im Nahen Osten. Schon in Griechenland kam es zu Tage: diese Jugend hat die Schnauze endlich gestrichen voll, nämlich von den Regimes ihrer Eltern und Großeltern, welche da nichts anderes machen, als die Besitzstände ihrer eigenen Generation/Klasse zu hüten. Es ist neben der sozialen Revolte auch ein Generations- wie Geschlechterkonflikt. Wahrlich eine Systemkrise.

Protest gegen die Glücklosigkeit in einem alternden Kapitalismus, 2. Teil
Wo das Hirn als wichtigster Rohstoff/wichtigste Produktivkraft endlich entdeckt ist, da wird auch das weibliche Gehirn als unverzichtbar geschätzt. So gesehen ist das auch eine innere Krise eines sich gerade mal wieder häutenden Kapitalismus. Und eben deswegen wäre eine rein habituelle Begründung zu kurz gegriffen. Die Krise bringt alle Elemente dieser Klassengesellschaft, die alten wie die neuen, in Bewegung und führt sie in Form einer Hoffnungslosigkeit auf der einen und einem geradezu mörderischen Optimismus‘ (z.B. als biotechnische Revolution) auf der anderen Seite, zum Vorschein. Eine solche Welt verträgt sich nicht mehr mit Milliardenmassen die immer noch hungern (mehr als 3 Milliarden Menschen haben nicht mehr als 2,5 € pro Tag zum Leben) und schon gar nicht mit Frauen, die so rechtlos sind, wie die schwarzen Sklaven in der Gründungsphase des Kapitalismus es nicht mal waren. Es ist der Protest gegen die Glücklosigkeit in eben jenem alternden Kapitalismus, der für all das verantwortlich zu machen ist. Es dämmert der Jugend wie den Frauen: nicht nur der Planet ist geplündert, sondern auch jede Zukunftschance gleich mit. Selbst wenn dieser Kapitalismus ökonomisch noch stark genug wäre, aus rein demografischen Gründen scheint er erledigt.

faz.net/Ägyptische Protestbewegung: Der digitale Revoluzzer, 10.02.2011

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5 Trackbacks

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  • Von Das Kapital kann diesen Kampf nicht gewinnen am 5. April 2011 um 20:56 Uhr veröffentlicht

    […] nämlich genau jene Bewegung, die wir gerade am Beispiel Arabien beobachten. Die Bewegung der Jugend, der Frauen, der unterdrückten Massen. Es ist der Aufstand der Massen, der hauptsächlich jungen Massen gegen die Herrschaft der […]

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