Permanentes Krisenmanagement

Permanentes Krisenmanagement, Teil 1
@Sundt: Der „tendenzielle Fall der Profitrate“ ist definitiv alles andere als reine Ideologie. Er setzt zunächst mal die Unterscheidung zwischen Mehrwertrate und Profitrate voraus. Während der variable Teil des Kapitals, die Lohnarbeit, Mehrwert schafft, verzehrt sich der fixe Teil (Gebäude, Maschinen, Zirkulationskosten/Zinsen….) im Produktionsprozess. Da aber der Profit für das Kapital sich aus dem gesamten Kapitaleinsatz errechnet, bedeutet das, dass die Profitrate tendenziell sinken muss, in dem Maße wie der Anteil am fixem Kapital zunimmt. Dieser tendenzielle Fall der Profitrate führt keineswegs zum automatischen Zusammenbruch, doch kommt das Kapital um eine Verschärfung der Konkurrenz um den Profit nicht herum. Marx spricht im Kapital Bd. III von „gegenwirkenden Einflüssen“, die „die Wirkung des allgemeinen Gesetzes durchkreuzen…und ihm nur den Charakter einer Tendenz geben.“ (Marx-Engels-Werke, Bd. 25, Dritter Abschnitt „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“, 14. Kapital „Entgegenwirkende Ursachen“, S. 242, siehe auch: mlwerke.de/me/me25.) Eine Tendenz ist die weitere Monopolisierung des Kapitals selber, will heißen: die Verbindung von Konzentration von Kapital mit der von politischer Macht. Und hier kommt die Politik ins Geschäft. Denn nur über diese, über die Kontrolle derselbigen, kann sich ein solches Kapital, trotz tendenziellen Falls der Profitrate, den Maximalprofit sichern.

Permanentes Krisenmanagement, Teil 2
Da die Politik also laufen muss „wie geschmiert“, sind auch Karrieren solcher Politiker wie Schröder, Fischer, Koch… keine Unfälle, sondern Ausdruck des Systems selber. Sie bekommen den Lohn für getane Arbeit. Für harte Arbeit. Die Bändigung des Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit – was nur zeitweise gelingen kann, denn läuft diese doch einer höheren Mehrwertausbeutung zuwider, bzw. erfordert einen hohen politischen Preis (untergräbt die bürgerliche Demokratie, bzw. leistet Vorschub für eine proletarische) – ist das eigentliche Geschäft jener Politiker, denn soll sie den Maximalprofit nicht gefährden wie auch die Widersprüche im kapitalistischen Lager selber mildern. Ein ordentliches Stück Arbeit. Im Ergebnis aber vertieft sich die allgemeine Krise des Kapitals, eine, die den ökonomischen Krisen zugrunde liegt, sich aber auch aus diesen wiederum speist. Die Widersprüche innerhalb des Kapitals sind zugleich welche zum Staat des Kapitals und zugleich welche zwischen Kapital und Arbeit. Somit ist die Politik des Kapitals ein permanentes Krisenmanagement, getrieben von dem „tendenziellen Fall der Profitrate“ und den zu beschäftigenden Gegentendenzen. Denn auch die „Gegentendenzen“ – die politischen – kreieren selber neue Krisen. Eine davon erleben wir gerade.

faz.net/Marktwirtschaft: Krisen gehören dazu, 29.01.2011

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  • Von Nicht viel neue Weisheit am Krisenhorizont am 30. Januar 2011 um 15:32 Uhr veröffentlicht

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  • Von Es wird bald „zurück geschossen“ am 2. Februar 2011 um 17:31 Uhr veröffentlicht

    […] gestellt. Das ist der ganze Grund für diesen Gender-Diskurs. Die Verwertungskrise des Kapitals – der tendenzielle Fall der Profitrate – zwingt dieses seine patriarchalen Grundlagen zu […]

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