Niemals außerhalb der Massen

Niemals außerhalb der Massen
Mit dem Fall der Mauer ist in Wirklichkeit ein konservatives Projekt gescheitert. Die konservative Art zu regieren. Ortega war einer der wenigen konservativen Intellektuellen, der wusste, was es heißt, in einer Epoche der Massen zu leben. Doch auch die Linke scheint ihre Lektion nicht lernen zu wollen. Die Herrschenden jenes „realen Sozialismus“ verstanden sich nur deshalb als „real“, da sie sich im Besitz jenes „Herrschaftswissens“ wähnten. Sie hätten wissen müssen, dass authentische Führer nur aus, bzw. in Konfrontation mit, einer revolutionären Massenbewegung entstehen können, andernfalls blieben sie Puppen – Populisten, Funktionäre. Bert Brecht hatte es ihnen gesagt – an jenem denkwürdigen 17. Juni. Durch den Sturz dieses Sozialismus nun, der ja nie einer war, durch die Massen, weniger denn je durch irgendwelche „Führer“, ist ein Paradigma der Klassengesellschaft gestürzt: nämlich, dass Regierung/Führung gleich Macht wäre. Tucholsky war es, der den damaligen Sozialdemokraten, im Angesicht des Sieges des deutschen Faschismus, ins Stammbuch schrieb, was heute jeder Schuljunge weiß: „Sie dachten, sie wären an der Macht, in Wahrheit waren sie nur an der Regierung“. Die Macht kommt vielleicht nicht immer „aus den Gewehrläufen“ (Mao), doch niemals außerhalb der Massen.

faz.net/Volk und Establishment: Herrschaftswissen

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Ein Trackback

  • Von Eines Volkes schräger Geist am 20. April 2011 um 10:54 Uhr veröffentlicht

    […] die sie beherrschen, und die sie nicht zu besiegen vermögen, ihre eigene Mittelmäßigkeit auf (Ortega würde es beschworen haben), anstatt sie zum Teufel zu jagen? Wo ein Kapital sich frivol als „alternativlos“ feiert, da […]

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