Willfährige Spießgesellen des Finanzkapitals

Willfährige Spießgesellen des Finanzkapitals
Ein Straftatbestand, der für in der Schweiz lebende Ausländer eigentlich am relevantesten sein müsste, wurde offenbar gezielt ausgenommen: Steuerhinterziehung, zumal als Migrationsgrund. Echte Krämer, wie sie nun mal sind, diese Nachkommen helvetischer Hintersassen, gilt ihnen offenbar „Sozialbetrug“ als Schwerverbrechen, nicht hingegen aber ebensolch finanzschädigendes Verhalten von Steuerbetrügern, zumal gegenüber Dritten. Mal abgesehen davon, dass sie „Steuerbetrug“ wohl als eine Art Pfahlbürgerrecht betrachten. Es kommt als Ironie der Geschichte daher, dass ausgerechnet der Zweig der europäisch-bürgerlichen Befreiungsbewegung, in dem sich das klassische Kleinbürgertum mal durchzusetzen vermocht hatte – gegen Feudaladel, Kirchenfürsten und Großbourgeoisie -, sich am Ende eben demselben Finanzkapital andient, welches sich da dank der antibürgerlichen (und eben nicht antifeudalen/antiklerikalen) Kollaborationsbewegungen eines bauernfeindlichen Großbürgertums zu aristokratisieren verstand. Und wo die Freiheit zum willfährigen Spießgesellen eben eines solchen Finanzaristokratie verkommt, wird ein Land nicht nur zum Asyl eines kriminell gewordenen Kapitals, sondern eben auch zur Brutstätte von Sklavenseelen. Das ist die Kehrseite des Calvinismus.

Der rechte Mob gegen das kleinkriminelle Milieu tarnt die Mafiaklientel
Das Verbrechen, das der Schweiz und nicht nur der Schweiz bekanntermaßen den größten Schaden zufügt, geht von der internationalen Organisierten Kriminalität aus. In diesem Kontext wird natürlich auch der Schweizer Steuerzahler geschädigt, denn die Mafia zahlt nirgendwo freiwillig Steuern! Doch viel wichtiger ist der Aspekt, wo die Schweiz selber Subjekt und eben weniger Objekt gewisser Finanzverbrechen ist, ganz legaler, wie es oft aussieht. Doch eben genau dadurch ist die Schweiz eine Drehscheibe der internationalen „Gangsterwirtschaft“ (J. Roth). Geldwaschen und gewisse steuerbegünstigende Dienstleistungen der Schweiz sind die zwei Seiten einer Medaille. Das wissen wir seit den Ermittlungen des BND. Und daher dient diese Hetze gegen „kriminelle Ausländer“ der Ablenkung hiervon. Anstatt das in der Schweiz gewaschene, bzw. nach dort verschobene Geld zu verfolgen, also die Weißwaschmaschine abzustellen, wäscht man sich die Hände in Unschuld und kapriziert sich auf die gesonderte Verfolgung einer gewissen Milieukriminalität. Die Mafia selber hätte das nicht besser organisieren können. Es ist daher kein Zufall, dass Lobbyisten der Mafia oft auch rechtslastige Populisten sind. Der rechte Mob gegen das kleinkriminelle Milieu tarnt die Mafiaklientel.

faz.net/Volksabstimmung: Schweiz stimmt für „Ausschaffung“, 28.11.2010

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Ein Trackback

  • Von Hier will keiner aus der Mitte hervor treten am 20. Dezember 2010 um 14:59 Uhr veröffentlicht

    […] immer ihre Berechtigung. Wenn er nicht gar Spießbürger ist, so wäre er im äußersten Fall Pfahlbürger – die Schweizer sind da ein trefflich Vorbild für. „Großbürger“, das ist dem Deutschen ein […]

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