Täter-Opfer-Verkehrung = Beschönigung der politischen Wirklichkeit

Dieser Beitrag wurde von der FAZ selbst nach zwei Versuchen nicht gesendet. So belegt diese konservative Zeitung am eigenen Verhalten, dass die Unterdrückung des Widerstandes anhält. Mit Fischer, ein reines Schaufensterinterview, im Stil von „sich waschen, ohne den Pelz nass zu machen“.
Starte einen 3. Versuch.
Nachtrag: Nach dem 3. Versuch schaltete die FAZ ihn frei, und auch „Zugespielte Ingnoranz“ musste ich 2. mal posten, um ihn dann freigeschaltet zu bekommen. Wohl ein ärgerliches Thema, und eine noch ärgerlichere Kritik! Die herrschende Klasse mag es nicht, wenn man sie durch das Mikroskop einer Klassenanalyse betrachtet. Sie fühlt sich dann wohl so furchtbar klein, so berechenbar.

Täter-Opfer-Verkehrung = Beschönigung der politischen Wirklichkeit
„In Japan gab es einen sehr brutalen linksradikalen Terrorismus, in Italien und in Deutschland…Da muss es Konnotationen geben.“ Oh ja, in all diesen Ländern wurde der Faschismus durch eine Siegerjustiz abgewickelt, die den faschistischen Kader vielleicht schwächen aber nicht vernichten wollte. In Japan wurden die Kriegsverbrecher von der US-Militärverwaltung aus dem Gefängnis geholt und an die Regierung gesetzt. Japan ist die korrupteste Demokratie des Westens überhaupt. In Italien wurden die Faschisten mit dem Vatikanstaat zusammen mit abgezweigten Geldern des Marshallplans vom CIA gegen die Kommunisten mobil gemacht und somit das Elend an „Demokratie“ geschaffen, an deren Spitze heute ein Pate sitzen kann. Und in Deutschland? Bis in die Ära Schmidt hinein konnten alte Nazis in Schlüsselpositionen von Wirtschaft und Gesellschaft Karriere machen. Die „Hinrichtung“ Schleyers, vielleicht der einzige Mord mit authentisch linksradikalem Motiv, kann man auch als ein Reflex auf die Wiederholung der Niederlage des Widerstandes in Deutschland deuten. Aber ich weiß, so meint der Fischer das nicht, er kokettiert mit dem Gedanken der Täter-Opfer-Verkehrung und beschönigt dabei die politische Wirklichkeit. Ein fataler Fehler, ob der konservativen Renaissance.

Zugespielte Ignoranz
Wie weit sind Grüne bereit eine konservative Staatsräson zu teilen? Oder anders ausgedrückt: Ist das Kleinbürgertum, der „linke“ (teils auch prekäre) Mittelstand, bereit, seinen „Widerstand“ einer neu zu formulierenden deutschen (Großmacht-)Politik unterzuordnen? – Deutschland strebt nach größerem, nach einem festen Sitz im Sicherheitsrat z.B. Fischer darf den Kommissär spielen, den scheinbar über der Partei stehenden. Und Frank Schirrmacher, als bekanntermaßen „linker“ Bildungsbürger liefert ihm die Stichworte der Klasse, für die er steht, einer scheinbar über aller Ideologie erhabenen Finanzbourgeoisie. Hier werden Botschaften für die jeweiligen Parteisoldaten verschlüsselt, die Möglichkeiten einer Koalition abtastend. Wie diese: „Die Aufarbeitung unserer eigenen Geschichte hat unser Land großartig gemacht, das haben wir hinter uns. Aber das war offensichtlich ein Irrtum!“ Solch gespielte Naivität soll den Renegaten Fischer entlasten, und Schirrmacher sagt das, was offizieller Sprachduktus sein wird: „Das Auswärtige Amt war tatsächlich integraler Bestandteil des nationalsozialistischen Systems.“ Die damit dem Fischer auch zugespielte Ignoranz, jenes einschränkende „tatsächlich“, dürfte die heutige Elite ausreichend absichern, deren Status wahren.

faz.net/Im Gespräch: Joschka Fischer/Frank Schirrmacher: Das ist jetzt der Nachruf, den sie wollten

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4 Trackbacks

  • Von Die globalen Kriege von heute überordern das klassisch-konservative Denken am 9. November 2010 um 22:54 Uhr veröffentlicht

    […] wie es scheint.„Verantwortung“ definiert sich nach dem jeweiligen Klassenstandpunkt, ihr Herren Kleinbürger. Er trägt Verantwortung, aber eben für seine Klasse. Ach so, ich hatte fast vergessen: der […]

  • Von Wem der Geist des Antifaschismus nicht im Wesen ankert am 23. November 2010 um 19:24 Uhr veröffentlicht

    […] Geist des Antifaschismus nicht im persönlichen wie im politischen Wesen ankert, der hat nur die Staatsräson im Sinn. Und an einer solchen wird gerade wieder gefeilt. Dieser wird alles untergeordnet. […]

  • Von Die Notwendigkeit der Solidarität der Klasse im Angesicht der politischen Krise am 7. Dezember 2010 um 07:56 Uhr veröffentlicht

    […] geblieben. Es gibt auch faschistische Wiederbelebungsversuche in Italien. Während aber in Italien der Faschismus durch CIA, Vatikan und Geheimdienste künstlich am Leben gehalten wird, und sich nun neu als […]

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