Wer Bildung fordert, muss den Klassenkampf fördern

„Was dem Manne sein Orakel“

Hierzu fasse ich mich, ganz provokant, mal kurz, denn ich kann da auf eine Ausarbeitung von mir verweisen: Der Mann braucht die Ordnung und die Frau, oder: „Was dem Manne sein Orakel“.

Nur Mut
@V: Nur Mut. Kritik ist erwünscht!

Wer Bildung fordert, muss den Klassenkampf fördern
@colorcrace: Danke, ich fühl mich geschmeichelt. Doch wäre ich ein Vollidiot, würde ich mir darauf was einbilden. Denn gemessen am Stoff, den wir heute zu bewältigen haben, ist das bestenfalls Halbbildung, wenn auch hoffentlich nicht ganz so im üblichen/üblen Sinne des Wortes.

Ich suche verzweifelt den Ansatz, um am Thema Neurowissenschaften, ich will den Ralf Singer widerlegen/zerlegen, dort anzusetzen, wo es gelingen könnte, den dialektischen Materialismus/die materialistische Dialektik auf die Höhe der Zeit zu bringen. Denn ich spüre nicht nur die enorme existenzielle Gefahr, die von diesem Gebiet aus der Menschheit droht, Stichwort: Wünsche, Anmaßungen und Manipulationen der Biotechnologie, denn Singer ist ihr Knecht, sondern auch die wissenschaftliche Anforderung im Zusammenhang mit der Wiederbelebung /der Neuinszenierung des politischen Klassenkampfes.

Und so wie der „Geist der wichtigste Rohstoff der Zukunft“ (Frank Schirrmacher) ist, so ist das Hirn die aktuelle Hauptsphäre im Kampf um den Mehrwert, im Kampf um die Abschaffung von Markt, Kapital und Klassengesellschaft. Das revolutionäre Subjekt kann sich nur, aufgewertet um eine neue, denn revolutionäre, nämlich von Prekarisierung bedrohten, wissenschaftlich-technischen Intelligenz formieren. Der Reiz für eine solche Intelligenz liegt in der Möglichkeit ihrer Aufwertung im Kontext eines solchen Klassenkampfes, denn im Kapitalismus ist sie von permanenter Abwertung bedroht.

Das Industrieproletariat alten Stils ist zurzeit definitiv enthauptet. Und kommunistische Kader können aus einem solch enthaupteten Proletariat nicht gebildet werden. Ich werbe daher massiv für eine neue revolutionäre Sammlungsbewegung. Einer solchen, die die Theorie der revolutionären Praxis zuliebe nicht hoch genug schätzen kann, ohne sich in eine solche aber zu verlieben.
Ohne hier nennenswert weiter gekommen zu sein, kommt der proletarische Klassenkampf nicht vom Fleck.

Aber nicht nur, dass mir das wissenschaftliche Rüstzeugs dazu fehlt, sondern auch und gerade die Zeit. Ich bin ein geknechteter Werktätiger. Und heutzutage steckt man unsereins nicht mehr 10 – 50 Jahre in den Knast, oder verbannt ihn nach Sibirien, wo man dann endlich Zeit hätte, in Ruhe seiner Arbeit nach zu gehen, sprich: Bücher zu schreiben/die Revolution vorzubereiten.
Das muss heute anders gehen. Auch auf Seiten der Revolution müssen sich endlich Synergien einstellen, sonst wird die revolutionäre Bewegung immer nur eine Nachtrabbewegung sein, oder mäßig potente Theoriezirkel.

Was ich zeigen möchte, gerade auch dieser wissenschaftlich-technischen Intelligenz, ist, dass gute theoretische Arbeit geleistet werden kann, sogar von einfachen Werktätigen. Und dass sie geleistet werden muss, um der Abwertung seitens der Bourgeoisie zu entfliehen. Beides zusammen erschließt eine neue Weltsicht, eine solche, die der Ignoranz, Arroganz und bodenlosen Dummheit der Herrschenden eine aufgeklärte Masse entgegen setzt. Es schafft die Basis für eine neue Vorhut, aus wissenschaftlich interessierten Werktätigen und wissenschaftlich-technischer Intelligenz. Und genau diese ist die Voraussetzung für den Kampf gegen Ausbeutung und Prekarisierung, gegen Kapital und Lohnarbeit, gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Entwertung, gegen die reaktionären Bestrebungen der kapitalistischen Biotechnik, die Menschmaschine, das jetzt schon automatische Subjekt, durch ein völlig automatisiertes, nämlich subjektloses Etwas zu ersetzen. Es geht um Sein oder Nichtsein, im ultimativen Sinne des Begriffes.

Wer Bildung fordert, muss den Klassenkampf fördern!

Singer, der Alchimist der Postmoderne
@BertoldIV: Singer zu entlarven ist philosophisch, bzw. auch sozial-ethisch, noch recht einfach, doch eben nicht neurophysiologisch. Für Singer ist der Mensch unfrei, somit zu unterteilen in „gesund“ und ungesund/abnormal. So ist ihm der Kriminelle ein „Abnormaler“/ein Kranker (Original so von ihm in einer Fernsehreportage). Wohin das führt, wissen wir all zu gut. Zu einer gewissen Eugenik. Soweit die ethischen Dimensionen. Philosophisch besehen ist Singer ehe ein hoffnungsloser Fall, nämlich ein klassischer Kantianer. Er denkt sich die Vernunft als den Inbegriff für den ontologisch und vereinzelt zu betrachtenden Menschen. Entweder er ist vernünftig, oder er ist nicht, Sein oder Nichtsein, steht für gesund oder krank. Philosophisch weiter tiefer betrachtet, wandelt er in den Spuren des Parmenides, dem antiken Begründer der Ontologie, dem das Sein nicht teilbar ist und nach außen absolut abgegrenzt, „rund wie ein Stein“/Parmenides (vgl. Kurt Vorländer, Philosophie des Altertums, Geschichte der Philosophie, Ro Ro Ro, 1963, S. 32 ff.).

Es geht aber um die Frage der Emergenz beim Wechselspiel Neuronen/Gliazellen/überhaupt, aber nicht nur als innerer geistiger und körperlicher Stoffwechsel, als isolierter des einzelnen Menschen in sich selbst, sondern als einer im Kontext einer ganz bestimmten äußeren Umwelt, also um den Stoffwechsels Mensch/Natur im gesellschaftlichen Kontext.

Der „freie Wille“ kann nur bedeuten, dass dieser Stoffwechsel etwas Neues generiert. Der menschliche Geist ist somit mitnichten auf den inneren Stoffwechsel zu reduzieren, sondern eben und vor allem das Ergebnis seines äußeren Stoffwechsels. Das ist etwas, was den Neurologen, Neuphysiologen nicht interessiert, so wie die ganze bürgerliche Wissenschaft nicht, und daher ihm die letzte Antwort eben verschlossen bleiben muss.

Soweit bin ich mit mir und meiner Kritik an Singer im reinen. Doch will ich wissen, wie dieser Stoffwechsel sich eben „stofflich“ darstellt, wenn er das tut. Und das macht ein riesiges Fass auf. Sämtliche, scheinbar geklärte, Fragen der Philosophie (zurück zum Apeiron des Anaximandros womöglich) werden hier noch einmal in den Raum geworfen und vielleicht anhand der neuesten wissenschaftlich zugänglichen Daten „endgültig“ geklärt.

Diese Fragen beschäftigen die Herrschenden natürlich ebenso (allein deshalb müssen die Unterdrückten sich dafür interessieren!), denn, und ich sagte es schon: Das Kapital kämpft um sein Überleben/um Neuerfindung seiner selbst, um den Mehrwert aus einem intellektuell derart angereicherten Proletariat (gleich der Anhäufung von Kapital als virtuelles Kapital, siehe die Metamorphose des Geldkapitals vom Gold der Antike bis zur Information der Gegenwart), dass der gesellschaftliche Zusammenhang zwischen Lohnarbeit und Kapital gefährdet ist (Stichwort: Prekariat) und daher neu begründet werden muss.

Um dem 2. Gesetz der Thermodynamik, der Zunahme der Entropie also, ein Schnippchen zu schlagen (welches vielleicht gar der Grund für des Kapitals Problem ist), sucht das Kapital nach dem Perpetuum mobile, d.h. nach dem widerstandslos sich ausbeuten lassenden Lohnarbeiter, dem Arbeiter, der Energie in eine sich ins Unendlich sich steigern lassende Arbeitsleistung verwandeln lässt, durch sich, an sich.

Das mögliche Ergebnis wird nicht nur die Auflösung des Subjekts sein (die Objekt-Subjekt-Dichotomie wird philosophisch längst hinterfragt, das Konsumsubjekt wird nur noch durch Konjunkturspritzen am Leben gehalten, wie überhaupt das „Automatische Subjekt“ auch und gerade im Produktionsbereich um seine nackte Existenz/Subsistenz kämpft), also eines jenen gesellschaftlichen Konstrukts, ohne das ein Kapital hoffnungslos abstrakt bliebe, sondern eben auch gar die Infragestellung der menschlichen „Rasse“ (um mal den furchtbaren Begriff zu verwenden, aber hier in Abgrenzung zu allem Außermenschlichen). „Die Matrix“ erscheint da längst am Horizont.

Das ist die Stunde der Intellektuellen, der revolutionären Intellektuellen, oder es ist ihre letzte. Ein Singer mit seinen Gehirnforschungen spielt da das Zünglein an der Waage, den diabolischen Propheten und den Meister vor dem Herrn, nämlich den Alchimisten im Angesicht eines postmodernen Verwertungsprozesses des Kapitals.

Es geht auch ganz ohne „freien Willen“
@BertoldIV: Ich tue das nicht, Singer tut das. Er hat das wie gesagt in einer Reportage so geäußert. Ohne „freien Willen“, aber vernünftig/gesund, dank der gesunden Gene, oder eben krank wie der Kriminelle. Das ist konsequent, sonst hätte der Kriminelle die Wahl. So ist er in seinem Elend nur als krank zu diagnostizieren, nicht als ein in seinem Willen irre Geleiteter. Nach Singer gehören alle Kriminelle wohl eingesperrt, aber zwecks Behandlung ihrer „Geisteskrankheit“.
Wie gesagt, das stammt nicht von mir.

@Donna Laura: Sie haben es erfasst, nur sind diese Krankenhäuser aus der Perspektive eines Singer wohl von anderem Format. Im Übrigen kommt die ganze angelsächsische Rechtsprechung ohne „freien Willen“ aus, die uns, wie immer, da was etwas voraus hat. Die Täter sind gemeinschädlich, gleich ob sie das „wollten“ oder nicht. Pech gehabt. Ich denke, dass dem Singer, so etwas auch schon genügen würde, würde man ihn danach fragen, nur wäre das in seinem Sinne nicht ganz konsequent. Er ist da schon deutscher.

Die konsequente Lösung wird da wohl die eugenische sein. Denn wofür wäre ansonsten die ganze Mühe wert gewesen? Sorgen wir also dafür, dass solche „Kranke“ erst gar nicht entstehen. Und darum geht es.

Die „Lücke“ in seinem Bewusstsein
@Schoenbauer: Sorry, hab Ihren Beitrag erst beim posten gelesen. Nun, wie ich in meinem gerade geposteten Beitrag aufzuzeigen wünschte, unterschlägt Singer die gesellschaftliche Dimension. Der einzelne Mensch, so undenkbar er im Übrigen ist, hätte niemals ein solches Gehirn hervorbringen können, bzw. es wäre ihm niemals ein solches Organ mit gegeben worden. Dass die Denkleistung nicht voraussetzungslos zu denken ist, das ist eigentlich nicht das Thema, ich denke, das weiß der Dümmste. Das Thema ist, wie eine solch s p e z i e l l e Denkleistung, wie die des Menschen, zustande kommt. Also was sind die realen Voraussetzungen.

Ich will es mal so sagen: mache eine x-beliebige Spezies zum gesellschaftlichen Wesen, wie eben der Mensch es ist, und es mutiert ebenso zum intelligenten Wesen. Der Schlüssel ist somit die Gesellschaftlichkeit (die Frage nach intelligenten Lebewesen im All, wäre damit dem Grunde nach auch beantwortet: gibt es irgendwo Gesellschaft, dann gibt es Intelligenz). Ein Etwas was möglicherweise nicht als ein Solches erkannt wird, weil dem einzelnen Menschen nicht ansehbar, ihm als Eigenschaft, als Organ gar, nicht beigefügt. Die Gesellschaftlichkeit ist das gesuchte „Apeiron“, das Unendliche, das im Zenonschen Sinne zwischen dem „Endlichen“ ist. Das was dem Eleaten die Bewegung bewegungslos erscheinen lässt, das Sein unerschaffen und ewig, so wie dem Metaphysiker überhaupt als unbegreifbarer Fetisch, als mächtiges Ding, das kein Ding ist.

Sie ist das Hegelsche Abstrakte, das sehr wohl real ist, wenn auch nicht konkret. Das, und wenn man Kant rehabilitieren will, unerkannte „Ding an Sich“, die Quelle der Vernunft. Die Gesellschaft ist als etwas vom Menschen Geschaffenes, in ihm, zwischen ihm, um ihn, ja außer ihm, und: „vor“ wie „nach“ ihm. Sie ist der Äther seiner Zivilisation. Sie ist das unerschaffen Geschaffene. Sie ist der Strom, in dem die Kultur badet. Das Bett, in dem er ruht. Erste Bedingung, Grund wie Produkt seines Seins. Seine Verstandesleistung ist das unmittelbare Ergebnis dieser Gesellschaft wie zugleich deren Voraussetzung.

Alle Metaphysik, in allen Philosophien kommt daher, dass eben diese Gesellschaft nicht verstanden wird, denn sie ist des Menschen blinder Fleck, und das, obwohl er von nichts anderem zu reden weiß. Sie ist die Žižeksche „Lücke“ in seinem Bewusstsein, der Grundirrtum vor aller Wissenschaft und doch Gegenstand seiner permanenten Revolutionierung.

@V: Die Leute, die das brauchen, werden einstweilen nicht gebraucht.

Bis in die Urgründe der reinen menschlichen Existenz
@Donna Laura: Ich empfehle zur Lektüre Jeremy Rifkins „Die biotechnische Gesellschaft“. Rifkin stellt dar, wie die Interessen der biotechnischen Revolution einen neuen eugenischen Diskurs provoziert haben (und wie dieser im Übrigen auf die alten Diskurse referiert, ein Sarrazin ist diesbezüglich wohl längst fällig gewesen, allerdings greift der mit seinen Muslimenschmäh definitiv zu flach). Die anvisierte Möglichkeit auch den Menschen biotechnisch zu manipulieren, führt über die Kontrolle des menschlichen Gen Pools (und dessen dadurch herbei geführten Verarmung auch) zum sog. genetisch „gesunden“ Menschen. Über die Auslese des sog. genetisch Kranken wird ein Wettkampf um den schönen neuen intelligenten Menschen hervor gekitzelt, und die Lösung allein mit den Mitteln der genetischen Manipulation versprochen.

Gleich zu welchem Ergebnis das auch immer führt, unter den Bedingungen der Klassengesellschaft liegt hier die Gefahr, dass eben solch kontrollierte Mutationen die Spaltung des bisher noch gemeinsamen genetischen Erbgutes hervorruft. Es liegt doch auf der Hand, dass Klassenundurchlässigkeit sich dann als Rassenundurchlässigkeit manifestiert.

Wenn es jemals so weit kommt, dass „Intelligenz“ über den genetischen Code weiter gegeben wird, wird das nichts anderes bedeuten, als dass die menschliche Rasse sich da geteilt haben wird. Eine Entwicklung übrigens, die wohl noch ganz in ihren Anfängen steht, darin aber gerade jetzt umso deutlicher ganz anderen gesellschaftlichen Diskursen zuwider läuft. Genannt sei da vor allem der gegenwärtig aktuelle Diskurs um die Notwendigkeit einer Inclusion (anstatt wie bisher der geheuchelten einseitigen Integration) von sog. Behinderten in die Bildungssysteme. Während die Inclusionsdebatte (nun auch durch EG-Initiativen auch für Deutschland endlich bindet) eine gesellschaftlich fortschrittliche Initiative ermöglicht, eine die eigentlich schon seit Jahrzehnten schwelt, ist eben genau diese durch die Experimente der Biotechnologie aufs gemeinste gefährdet. Außerdem gibt es parallel dazu eine Inclusionsdebatte im Zusammenhang mit Migration, z.B. hier in Frankfurt am Main unter Federführung der Integrationsdezernentin.

Hier zeigt sich recht deutlich wie tief der Klassenkampf heute schon bis in die Urgründe der reinen menschlichen Existenz hinein reicht. Die bisher rein ethische Debatte ist mehr dazu angetan, genau das zu verschleiern, als zu offenbaren. Es geht außerdem nicht darum, das Vorankommen der Technik zu behindern (sie ethisch einzuwickeln), das funktioniert ehe nicht, sondern endlich Ernst zu machen mit der gesellschaftlichen Veränderung. Bleibt die Klassengesellschaft, dann ist ein solch barbarisches Szenarium sehr wahrscheinlich. Der Klassenkampf führt daher nun zu ultimativen Auseinandersetzungen, die weit über das von Marx beschriebene Drama hinaus führen. Der Klassenkampf wird damit definitiv zur Triebfeder jeder weiteren gesellschaftlichen Entwicklung.

Der Kampf gegen die allverbreitete Dummheit wird wahrlich nicht leichter
@Donna Laura: „relevanter ist eines: das gesellschaftliche klima, in dem solche gedanken diskutiert und positiv sanktioniert werden würden.“ Das ist in der Tat der Punkt, da gebe ich Ihnen völlig recht. Über den Rest lässt sich natürlich spekulieren. Aber man kann natürlich Zusammenhänge herstellen, mögliche Szenarien diskutieren. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Unfruchtbarkeit des männlichen Samens (Bryan Sykes, „Keine Zukunft für Adam“, siehe auch: „Die sieben Töchter Evas“), dürfte die Reproduktion der menschlichen Spezies ehe umgekrempelt werden. Bei dieser Gelegenheit könnte man auch an der Gene pfuschen. Und ein Pfusch wird es am Anfang auf jeden Fall. Dolly wird nicht die letzte arme Kreatur gewesen sein, die da verpfuscht worden ist.

Es ist auch weniger die Technik, die da geistert, sondern ehe der Geist der dahinter noch ganz anders werkelt. Es sind die philosophischen, ethischen, sozialen, politischen und ökonomischen Konzepte, die sich hinter den wissenschaftlichen, wie hinter den pseudowissenschaftlichen, verbergen. Es ist das ideologische Großklima das so manifestiert werden soll, der allseitig verbreitete Chauvinismus und Dünkel der Herrschenden. Der Geist ist längst aus der Flasche – wer staunt da noch wirklich ob der Leserkommentare zu Sarrazin in der FAZ? -, nun soll der Klassenkampf (von unten, der ehe nur bestenfalls ein Abwehrkampf ist) definitiv an die Wand gefahren werden.

Der Kampf gegen die all verbreitete Dummheit wird wahrlich nicht leichter.

Das Gehirn ist die Probe aufs Exempel, wie wenig wir über die (objektive wie subjektive) Welt verstehen
@Schoenbauer: Danke für die ausführliche Antwort. Zunächst noch ein Missverständnis: Ich rede nicht von der Größe des Gehirns, sondern von dessen Qualität, was ein gesellschaftliches Produkt ist.
Zu Singer: Wenn die Neurowissenschaften Aussagen treffen, dass der Mensch keinen freien Willen habe, dann ist diese Aussage entweder wissenschaftlich falsch oder richtig. Eine Disziplin, die falsche Aussagen trifft, kann sich nicht darauf berufen, dass die richtige Aussage von einer anderen Disziplin getroffen werden kann, denn für ihren Bereich wäre die falsche Aussage eben eine richtige.
Hier müssen wir von der gesamten wissenschaftlichen Kompetenz ausgehen, also in dem Fall von allen Disziplinen, die an einer richtigen Antwort – zusammen – arbeiten können. Das ist kein privater Wunsch von mir, sondern objektive Notwendigkeit.
So nebenbei zeigen sich halt hier auch die Grenzen bürgerlicher Wissenschaft, nicht nur in Bezug auf ihre Aufteilung, sondern auch auf ihre Arbeitsweise.
Und es zeigt sich ganz deutlich, welche Konsequenzen die Aufrechterhaltung der Objekt-Subjekt-Dichotomie mit sich bringt. Das Gehirn kann man nicht behandeln wie ein Objekt, das von einem Subjekt betrachtet werden kann, das Gehirn betrachtet sich selbst und während es dies tut, arbeitet es weiter an seiner Objekt-Subjekt-Welt, die sowohl das Betrachtete, als auch den Betrachter verändert. Ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass uns die Quantenmechanik an ähnlichen Problemstellungen auflaufen lässt.
In der Quantenmechanik nähern wir uns dem Problem von der objektiven Seite, in den Neurowissenschaften von der subjektiven. Objektiv, subjektiv, das zeigt sich hier obsolet, in beiden Fällen. Unser Gehirn ist gewissermaßen so etwas wie ein Quantencomputer, aber einer, der sich selber geschaffen hat, und der sich selber verändert. Eingriffe von außen sind daher so schwierig, denn verändern sie immer das Ganze, den Werdensprozess, und eben nicht nur einzelne Teile oder gar die Summe der Teile.
Am Gehirn zeigt sich, wie richtig die These ist, dass das Ganze immer mehr ist als die Summe ihrer Teile. Jeder Versuch hier nur eine jeweils spezielle Antwort zu geben, ist immer gleich sinnlos. Ein Singer kann daher wollen oder nicht, er gibt eine interdisziplinäre oder immer eine falsche Antwort.
Und: Das Gehirn ist die Probe aufs Exempel, wie wenig wir über die (objektive wie subjektive) Welt verstehen.

Autochthone Bevölkerungskreise?
Es gibt da einen entsetzlich ignoranten Beitrag, einer gewissen Cora Stephen, den mir eine Freundin heute, via Kopie aus dem Deutschlandradio (ihr wisst schon, dieser Frontsender aus den Kalten Kriegertagen!) gemailt hat. Da diese Cora Stephen auch ein eigenes Blog hat, verlinke ich den Beitrag über ihr Blog, und hänge meinen Kommentar an, den ich auch dieser Freundin geschickt habe (der Stephenblogge ich ihn auch noch), denn ich gehe davon aus, dass sie dieser Stephen auf den Leim gegangen ist.

Was soll man denn davon halten? Die ganze halboffiziöse intellektuelle „Klasse“ fängt an mir auf die Nerven zu gehen. Es geht doch nicht um die von Sarrazin benutzte These, dass sich gewisse Migrantenkreise partout nicht integrieren wollen, das ist so unbestritten wie unwichtig. Denn die Hauptfrage ist die, ob der Begriff der Integration nicht schon ein Problem darstellt.
Die Integrationskraft von Nationen ist längst vorbei. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen ist nicht nur ein verdächtiger Satz (gewesen), sondern ein vor allem völlig obsoleter. Der Punkt ist also nicht, ob sich gewisse Migrantenkreise integrieren wollen oder nicht, sondern warum sie das überhaupt tun sollen?

Mal abgesehen davon, dass selbst „autochthone Bevölkerungskreise“ (ein schöner Begriff, der nichts mehr sagt, denn: wer sind denn diese?) sich einer solchen Integration längst widersetzt haben, nicht nur die Migrantenviertel in Berlin, Köln, Hamburg, um nur einige zu nennen, bilden längst Parallelgesellschaften. Wie oft will man denn das Schanzenviertel zum Beispiel in Hamburg niedermachen, um endlich begriffen zu haben, dass sie längst erledigt ist, diese schöne Welt der bürgerlichen Klassenharmonie.

Es zeigt sich hier nämlich die Kehrscheite der Globalisierung: die Auflösung von Gesellschaftlichkeit, im Schlepptau des Niedergangs der Nationen und der Prekarisierung der Klassen. Die Klassen sollen natürlich nicht aufgehoben werden, nicht verschwinden, schon gar nicht im Sozialismus, sondern gewissermaßen durch Ignoranz und Prekarisierung in eine quasi virtuelle Welt transformiert werden.

Aus einer solchen Analyse ergeben sich ganz andere Schlussfolgerungen, nicht nur im Hinblick auf die Täter des Geschehens (der ganze Biologismus ist doch nur noch lächerlich), denn auch auf die Opfer, die natürlich die vor allem sind, von denen das Unmögliche nämlich gefordert wird, Integration in eine längst desintegrativen Gesellschaft. In eine Klassengesellschaft, die selbst das nicht mehr ist. Wir haben eine herrschende Aristokratie, die glaubt, der Pöbel habe sich ihr unter zu ordnen, das ist der ganze Gehalt der Integrationsforderung.

Selbst der neue Begriff der Inclusion schafft da keine endgültige Ordnung ins Chaos, sondern bestenfalls nur Klarheit bzgl. der Obsoletheit völlig veralteter Vorstellungen. Vorstellungen, die, wenn sie nicht ernsthaft überwunden werden, durch klare Analyse und richtige politische Konzepte, revolutionäre, zu furchtbaren Verwerfungen führen.
Dass die politischen Wissenschaften zu einer solchen Analyse nicht mehr fähig sein wollen, zeigt wie nahe wir diesen Verwerfungen sind.

Klasse gegen Klasse
@V: Weil sie von diesen Migrantenkreisen ökonomisch wie politisch profitieren.

Vergessen wir nicht, um welche Migrantenkreise es hier geht, nämlich um die sog. Gastarbeiter/“Fremdarbeiter“, die nämlich das Deutsche Kapital in der Woge der ersten Energiekrise vor einer teuren Investition geschützt haben, und in Folge dessen auch den Klassenkampf der „autochthonen“ Proletarier durch deren Massenarbeitslosigkeit nieder zu halten geholfen haben. Mangels besseren Wissens und mangels eigener Alternative, und sicherlich auch wider Willen, das möchte ich ihnen zugestehen.

Die Unterhaltung dieser Migranten ist natürlich jetzt vielleicht teurer geworden (eben auch wegen der damals so noch nicht vorher gesehenen 3. industriellen Revolution, und der nun auch Massenarbeitslosigkeit unter den billigsten und willigsten Arbeitskräften) als es eine Investition vielleicht gewesen wäre, eine Rationalisierungsoffensive sozusagen (welche ja später doch noch kam, kurz vor Ende der Fließbandepoche), aber es ist immer noch zu hinterfragen, was billiger ist: Vollbeschäftigung oder Massenarbeitslosigkeit, incl. den damit notwendigen Transferleistungen.

Aber genau das ist der eigentliche Grund, warum diese Kreise sich nicht integrieren lassen wollen: sie sind enttäuscht ob der schlechten Aussichten in diesem Land, ob der nicht gehaltenen Versprechungen und auch: ob des Hasses, der ihnen ungebrochen entgegen schlägt. Die Antwort von unterlegenen Klassen ist immer dann der Rückzug. Vielen dürfte es mittlerweile kaum besser gehen als es ihnen zuhause ergangen war. Außer vielleicht, dass man sie nicht (noch nicht) bei jedem kleinen Widerstand ins Gefängnis steckt, oder meuchelt.

Natürlich möchte man die Transferleistungsbezieher gegeneinander ausspielen, um die Kosten zu senken, und genau das ist der Gegenstand der Debatte. Und das treibt diese Leute noch mehr in die Isolation. Und meine Forderung lautet daher: Klasse gegen Klasse! Und auch die Höhe der Transferleistung wird damit zum Gegenstand des Klassenkampfes!

Und last not least profitiert unser stockreaktionäres Kapital eben gerade von solch rückständigen Reflexen. Ist doch der „Islamismus“ willkommene Ablenkung und auch Möglichkeit. Unsere reaktionärsten Krieger aus den Reihen der Kirchenfürsten feiern doch fröhlich Urständ, ob diesen antimodernen Reflexen. Orthodoxe Katholiken und Ultrakonservative Protestanten proben schon mal Aufstände. Und ist nicht unser Benedetto XVI der erste Beleg für?, nämlich für den Erfolg eben genau solcher Bestrebungen!

Im Übrigen habe ich der besagten Freundin, da diese solchen Lockungen auch nicht zu widerstehen vermag, auf eine weitere Zuschrift noch mal geantwortet, was auch diese Runde hier vielleicht interessiert:

Ich habe die Diskussion um diesen Beitrag an Don Alphonsos Blog: Stützen der Gesellschaft, weitergereicht. Gehe mal rein, und verfolge die Diskussion. Es wird auch für dich Zeit aus dieser kleinbürgerlichen Kleingartenperspektive auszusteigen. Eine Cora Stephan ist in dieser Minitaturwelt also eine Miniaturtheoretiker, will heißen: theoretische Kleingärtnerin. Sie bedient mit ihren raffiniert geschliffenen pseudokritischen, Beiträgen ein rechtsradikales Klientel, also einen Sarrazin zum Beispiel.
Solche Leute beschäftigen ihr Publikum mit obsoleten Diskursen, nämlich aus längst vergangenen Zeiten und scheuen sich nicht mal die damals schon verdächtig gewesenen Begriffe zu verwenden. Die Stephan ist im Prinzip, genau wie die Kelek (eine türkische Soziologin, die den Sarrazin verteidigt, siehe: „Die Postmoderne und der blinde Fleck des Positivismus“), eine politisch völlig entwurzelte Person. Ich weiß nicht einmal ob man solche Leute noch als politisch bezeichnen soll.

Ihre theoretisch formulierte politische Kritik ist nichts anderes als eine rückwärtsgewandte Abrechnung mit der Postmoderne, oder um es anders auszudrücken: Als der Versuch des Kleinbürgertums die Macht an sich zu reißen. Die Krise auf dem Schiff des Kapitals ermutigt die subalternen Offiziere zur Meuterei. Die Mannschaften sind da noch weit von entfernt, auch weil sie diesen subalternen Offizieren berechtigterweise misstrauen. Das Kapital, die herrschenden Schiffsoffiziere, der Kapitän, sucht nun den unmittelbaren Kontakt zur Mannschaft, um dieser Meuterei zu entgegnen.
Das bedeutet nun, dass die vorgegebenen Forderungen der Meuterer, nachdem die Meuterer selbst ausgeschaltet sind, auf die Interessen der Mannschaften hin abgeklopft werden. Und das erleben wir gerade.
Und wir hatten das alles schon einmal, und wir wissen wo es endet: in der unmittelbaren, brutalen und „offen reaktionären Diktatur des Großkapitals“ (Dimitroff, VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale), dem deutschen Faschismus.
So wichtig ist diese Auseinandersetzung.“

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2010/08/30/mann-braucht-frau-und-kontrolle

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  • Von Sie erhöhte nur den Spielraum für den Reichtum am 26. Februar 2011 um 19:23 Uhr veröffentlicht

    […] für ein gebildetes Industrieproletariat, was die Voraussetzung werden sollte für jene proletarische Intelligenz, wie sie nun die dritte wissenschaftlich-technische Revolution erfordern wird. Auch die Ausbeutung […]

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