Die Odyssee in der Ehe

Die Odyssee in der Ehe
Das Schöne an den noch richtig gefeierten Hochzeiten sind die gelegentlich noch hübschen jungen Frauen, die wirklichen Bräute, das hässliche daran, die oft schon nicht mehr taufrischen Brautjungfern. So in etwa sieht die Realität nämlich aus: Die jungen Bräute werden immer seltener, daher auch die alten Brautjungfern. Das Ganze sieht so aus, als wenn die Hochzeit (und das Kinder kriegen, womöglich), nicht der Anfang vom Glück, sondern die Perfektionierung desselbigen werden soll. Der satte Mittelstand, der nach vollbrachter Karriere endlich die Braut heim führt, oder umgekehrt, auf jeden Fall dann, wenn man(n)/frau sich traut.

Wenn ich an meine erste Ehe denke, dann denke ich vor allem an meine Naivität, an das Gefühl der Omnipotenz, dem völligen Mangel an Angst, sonst hätte ich nie eine Orientalin, eine Türkin gar, geheiratet. Nach 12 Jahren Ehe hatte ich endlich das Fürchten gelernt. Etwa 10 Jahre hat es gedauert, bis ich mir wieder was traute, und ich traute daher mich, erneut mit einer Orientalin, diesmal mit einer echten, einer Perserin.

Was auch immer man(n) in einer Ehe zu tun hat, er sollte das Fürchten mal lernen, um es dann wieder schnell zu verlernen. Denn genau das ist es, was eine Ehe wohl ausmachen kann, den Verlust der Angst, das aber in aller Regel nicht schafft, nämlich dann, wenn sie zu früh verdorben ist.

Es gibt einen Grund, einen „positiven“ (also keinen, den ich dialektisch negieren möchte), warum für das Bürgertum die Ehe einen Wert hat (abgesehen von der Mitgift, und einen völlig anderen übrigens, als es dieses Bürgertum für das Proletariat vorsähe: denn der gute Proletarier soll sich zuvor gesund gestoßen haben, bevor er sich bei der Mehrwertproduktion zu Tote schuftet, aber bitte das nicht umgekehrt!): Wer in der Ehe sich bewährt, muss wenigstens einmal die Furcht gelernt und eben gemeistert haben. Und nur solche Männer taugen fürs Geschäft, das immer noch ein männliches ist.

Im Übrigen, und für alle übrige gilt: das Eheglück muss wohl ein männliches sein, denn man(n) braucht ein wenig Glück, um die Odyssee (s)einer Ehe nicht an den Klippen der falschen Töne gewisser Sirenen zu früh beendet zu sehen.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2010/07/04/die-besten-familien-und-der-hamster-im-mixer

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