Was ist die Wahrheit?

Was ist die Wahrheit?
Nach weiteren Wendungen der Handlung werden die Unterweltgötter schließlich besiegt.“ – Ein womöglich schöner Metapher für den Sieg des freien Spiels über die Naturkräfte, passend zu Kulturen, die noch nicht so „klassisch“ waren, dass ihnen die Naturkräfte überlegen schienen. Im magischen Denken herrscht noch die Vorstellung, dass die Natur eine komplett beseelte ist und damit mit einem selbst eins. „Naturkräfte“ hingegen erscheinen uns äußerlich, uns fremd. Vielleicht der eigentliche Grund dafür, warum die Römer lieber „Gladiatorenkämpfe veranstalteten als Ballspiele“.
In ihrer Kriegstaktik herrschte wohl auch Intelligenz (das freie Spiel des Geistes), aber vor allem doch die Rohnatur materialer Gewalt. Die Vorstellung, dass Intelligenz die Naturkräfte besiegen könnte, war ihnen so fremd wie die „Wahrheit“, denn was sei schon die Wahrheit?, fragte da doch Pilatus den Jesus.

Wissen und Gewissheit
@Neumann: Danke für die Ergänzung. Ich stimme Ihnen zu, bis auf eine Kleinigkeit. Sie schränken es wohl ein, wenn sie formulieren, dass die Maya „auf ihre Art“, etwas wussten. Aber genau diese „Art“ ist uns nicht so ohne weiteres zugänglich. Magisches Denken (vgl. auch: Im Reich des Mythos, der Bestien Natur) kann kein Wissen im modernen Sinne produzieren, hingegen aber Gewissheit, was wir nur als Ideologie verstehen, oft nicht wissend, dass modernes Wissen erst ideologisch sein kann. Und genau darin, in diesem Missverständnis, liegt die Quelle einer möglichen Hybris. „Gewissheit“ ist eine Art Metawissen, eine Fähigkeit, die dem modernen Menschen, der die Wirklichkeit betrachtet, also in dieser nicht wirklich seiend ist, abhanden gekommen scheint. Die „Abstraktion“, die der Konkretion voraus gehen muss (und nicht umgekehrt, wie so oft falsch verstanden), ist dem Magischen natürlich fremd, aber die Annahme einer „beseelten Natur“ kann das bis zu einem gewissen Grad ersetzen. Wir hingegen sind ohne diese (wie auch bei falschem Gebrauch) nicht wirklich wissend und treffen dann häufig Entscheidungen, die wir auch „seelenlos“ nennen würden. Wenn wir somit gegen das eigene Gewissen (die „Gewissheit“) handeln, schlagen wir uns selber, weil wir uns damit nämlich der Möglichkeit der „letzten“ Gewissheit entledigen.

Deutschland./.Ghana 1:3
@Dechant: Oh, da verlasse ich mich doch eher auf meine „Gewissheit“ (was in diesem Fall vermutlich wenig mit Magie zu tun hat – an die Magie des Tippens glaube ich auch nicht -, und auch nicht von meinem Gewissen herrührt, sondern wohl eher meinem Bauchgefühl entspricht, will heißen: meinem beschissenen Gefühl nach dem Spiel gegen Serbien; wenn die Deutschen so wie die Schweizer heute gegen die Chilenen gespielt hätten, wegen mir auch mit roter Karte und 0:1, wäre das in Ordnung gewesen) und sage daher: Deutschland./.Ghana 1:3.

faz.net/Ballspiel der Maya: Bolzen in der Unterwelt, 21.06.2010

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