Das fremde Selbst
Den Begriff der Selbstprostitution verstehe ich im Gegensatz zur einer ansonsten durch äußere Umstände herbei geführte. Das „Selbst“ referiert somit auf ein „ohne Not“. Aber auch solches kann man natürlich vor dem Hintergrund einer philosophischen (gesellschaftskritischen) Betrachtung, einer solchen, die mit dem Begriff „Entfremdung“ noch etwas anzufangen weiß, relativieren. Die Entfremdung macht den äußeren Druck, den „Zuhälter“ obsolet. Wir „selbst“ sind uns fremd, und wissen daher nicht, dass wir es selbst sind, welche sich da scheinbar ohne Not prostituieren. Die Not liegt aber nach wie vor in den äußeren Umständen, die wir eben nicht beherrschen. Das Subjekt soll souverän sein, ist das schon in der politischen Wirklichkeit kaum einzuhalten, so ist es dies in unserem Normaltag noch weniger der Fall. Unser Alltag wird beherrscht vom Konsumentensein. Auch das sind wir selbst, aber der Konsument in uns ist ein fremd bestimmter. Es ist also nicht anzunehmen, dass wir den Computer (zu diesem Thema vgl. auch: Der identische Gedankenstrang – der stringente – und das Multitasking der Neuronen) besiegen, und schalten wir ihn auch noch so oft aus. Souveränität können wir trotzdem herstellen, nur kollektiv, nicht jeder für sich: zunächst politisch, dann wirtschaftlich, dann eine jene über unser Selbst.
faz.net/Multitasking:„Facebook ist Selbstprostitution“, 11.05.2010
Ein Trackback
[…] Stadtrecht. So entstand dort einer der schönsten Frankfurter Paläste, der Bolongaropalast. Die Entfremdung zwischen diesen christlichen Konfessionen war noch vor 50 Jahren so krass, dass in dem Nest, aus […]