Gesittete Semantikschnipsel als Kleber für die Fantasie der Massen
In der Sprache zeigt sich die Verwirrung – hier der Bloggerszene – am klarsten. Und es zeigt auch, dass auch diese Revolution eine durch das Bewusstsein, dem revolutionären, oder gar keine ist. Was soll hier ein „bitteschön“, wo die Rede von „Bullshit“ ist? Die technische Revolution alleine erzeugt offenbar nur die „Idioten“ der Maschinerie, bis aber solche Idioten, als handelnde Menschen, zur „wichtigsten Produktivkraft“ (Marx) werden, bedarf es eines weiteren Sprungs. Wir haben es auch in Folge dieser technischen Revolution mit den Kindern jener Technik zu tun, welche da ganz sicherlich das Subjekt sind, mitgeschaffenes, aber eben nicht apriori ein revolutionäres. Die Konterrevolution im Internet geht sicherlich auch von China aus, wie überhaupt von reaktionären Regime und deren Institutionen, aber vor allem ist sie das Produkt der Massenbewegung selber, der spontanen, der automatischen. Das Internet wird dann ein revolutionäres Instrument sein, wenn die Akteure Revolutionäre geworden sind, erkennbar vielleicht dann auch daran, insofern sie gelernt haben, sich einen Teufel um gesittete Semantikschnipsel zu scheren, Sprachfloskeln nämlich, die wie Kleber die revolutionäre Fantasie der Massen an das bürgerliche Feuilleton heften.
faz.net/Bloggerkonferenz „re:publica“:Die Indianer des Internets,18.04.2010