Die (Eigen-)Liebe zur Unschuld
Die Pädophilie ist die Achillesferse des Patriarchats, sie sollte daher auch am Pranger stehen. Stattdessen ergeht man sich in endlosen moralischen Ergüssen über „Straftäter“, die, so viele es wohl auch werden, immer als Einzeltäter erscheinen (sollen). Das System reinigt sich nicht, es häutet sich. Diese Debatte, nur in völlig anderer Form hatten wir schon. In den 70ern wurden Heime geöffnet, gewaltsam, durch die Betroffenen, bzw. ihre politischen Mentoren aus der Studentenbewegung (heute werden sie vielleicht nur geschlossen), auch um die Gepeinigten in die Freiheit zu entlassen, in eine persönliche, politische und in eine frei von Missbrauch. Es ist kein Zufall, dass nun die Kirchen, wie eben auch die säkularen Eliteschulen, im Zentrum des aktuellen Geschehens stehen, sind sie doch die hartleibigsten Repräsentanten patriarchalischer Praxis, welche sich als Ideologie längst überlebt hat. Wenn ein Intellektueller wie Muschg es unterlässt das Patriarchat anzuprangern, dagegen nur die „Einzeltäter“ zu schützen sucht, gegen den Mob, dann mag das ehrenvoll scheinen, doch bleibt er der Apologet jenes Systems, das die Täter schuf. „Die Liebe zur Weisheit“, ja ja, jener „Eros“, das ist auch die (Eigen-)Liebe zur „Unschuld“, die längst verdorben ward.
faz.net/Odenwaldschule:Ein „Sehr gut“ in Erotik, 16.03.2010
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[…] potenziert ist, auf wenige Hände, in Täter- wie Opferhänden, in Männerhänden. Die (männliche) Macht und die Pädophilie fallen zusammen – im Patriarchat. Das ist der springende Punkt. Und nur weil, bzw. da die Kirchen […]
[…] ich mich an anderer Stelle eindeutig zu geäußert (Stichwort: „Die Macht der Männer“, bzw.: „Die Eigenliebe zur Unschuld“). Auch den Papst habe ich nicht besonders hervor gehoben, allerdings in Puncto Heuchelei und […]