Kein Licht am Ende des Tunnels

Kein Licht am Ende des Tunnels
Diese Frau mag wohl auch dafür stehen, dass zu dieser Zeit wohl auch die letzte Chance vertan wurde, aus der „Dekadenz“ der Antike in die Zivilisation zu wechseln, ohne jene „1000 Jahre“ dazwischen, die man schon in dieser Zeit, im Orient genau so wie im Okzident, als die bisher dunkelste Epoche der Menschheit entziffert hatte. Wenn man jenen Lichtgestalten wie eines Dante im Westen, oder eines Hafiz im Osten, glauben möchte. Denn wäre das gelungen, jener Übergang, dann vielleicht hätten wir diesen als eine „Revolution“ verstehen können, als einen „ontologischer Bruch“, wie Robert Kurz geschichtliche Wendungen, welche auch ohne große soziale Verwerfungen (politische und solchermaßen siegreiche Revolutionen von fortschrittlichen Klassen) als grundsätzlich möglich erscheinen lassen wollen, beschreibt. So aber ist selbst der Begriff einer „Restauration“ noch eine unerhörte Überhöhung. Denn die Antike, die frühe Antike gar, erscheint dem gegenüber als die humanere Epoche.
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Nicht nur die übelsten Erscheinungen religiöser Sektiererei, sondern eben auch all jene barbarischen Akte, welche da spät, sehr spät, als Holocaust noch einmal ein unglaubliches Finale erleben durften, nehmen nun ihren Lauf, in einem großen Anlauf. Die Verwirrung der Klassen, nicht ihre Formierung, scheint das Hauptmerkmal jener Zeit. 1000 Jahre Kreuzzüge und Heilige Kriege – hier wie dort – und ein Ende noch nicht absehbar. Denn bestimmen sie doch das Denken des Geringsten wie des „Höchsten“ unter dieser abgedunkelten Menschheit – heute noch. Manche nennen diesen umgedrehten „Dschihad“ – semantisch fein geschliffen – „Kampf der Kulturen“.
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Auch die dann folgende sog. echte Moderne war schon verdorben, bevor sie geboren war. Denn die Barbarei jener Zeit, auch als Kolonialzeit beschönigt, zeigt uns doch heute erst, welch Menschenbild sie hervor gebracht hat. Ein jenes nämlich, wo im Namen des Humanismus Menschenköpfe neben drapierten Affenschädel ausgestellt werden, in westlichen Museen und Akademien. Heute mögen die Menschenköpfe verschwunden sein, aber der daher stammende Sozialdarwinismus präsentiert sich desto stolzer als ideologische Urmatrix, eben der Moderne.
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Das wahre Menschentum ist noch nicht geboren. Wie sollte es auch? Wo doch alle Ansätze hierzu gnadenlos getilgt wurden, bevor sie überhaupt möglich wurden – in den Köpfen und Herzen der Menschen, wie dann auch in der realen, nämlich materialen Welt.
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Noch ist der Klassenkampf nicht überwunden, besonders der als Verwirrung daherkommende, daher ist er noch zu fördern, ja zu fordern. Denn nur er klärt das, was die bisherige Verwirrung nicht möglich gemacht hat: Die Interessen, die Klasseninteressen. Denn sonst bleiben jene diffusen Ismen in den Köpfen der Menschen – Rassismen nicht weniger als die Logismen -, gerade wo doch die „Vernunft“ an die Macht gekommen sein wollte. Aber welcher Logik folgt diese, wenn ein Kapitalmarkt die materiellen, die natürlichen, wie die gesellschaftlichen, Grundlagen der menschlichen Existenz zu zerstören droht?
Durch den Klassenkampf, über diesen hinweg, einen anderen Weg gibt es nicht, einen anderen sehe ich nicht. Die Vernunft mag dem folgen.
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Der Feminismus übrigens, auch jener aus der Antike noch herrührend, kann längst keinen eigenen Weg mehr vorgeben. Oder kann mir da jemand auf eine aktuelle Hypatia zeigen, oder gar eine Sappho? – Ich nenne keine Namen, ich will niemanden beleidigen. Aber ein gewisser „Gender Mainstream“ hat da ja wohl mehr verbaut als eröffnet.
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Bleibt die soziale Umwälzung, als die längst fällige, aber nicht in Form jenes „ontologischen Bruchs“. Denn dieser hat sich nicht ergeben wollen, schon gar nicht als technisch konnotierte Revolution, nämlich der der Produktivkräfte, der ersten, der zweiten oder gar der dritten Generation, seit jener ersten industriellen Revolution. Aber jene werden es wohl sein, die auch diese soziale Revolution irgendwann unumgänglich machen werden.
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Gehen wir diesen Weg, dann ist das nach wie vor der zum Sozialismus, vermeiden wir ihn weiterhin so konsequent, wie bisher, dann bleibt uns die Barbarei. Aus 1000 Jahre werden 2000 oder gar mehr.
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Da gibt es kein Licht am Ende des Tunnels.

faz.net/blogs/antike/archive/2010/03/16/schlachtfeld-agora-ein-kinofilm-ueber-die-spaetantike-philosophin-hypatia

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