Die Negation der Negation, in der Kultur liegt sie nicht, noch nicht!
Die Kultur kann eine Heimat sein – eine vorübergehende, ein Durchgangslager. Und Weiss dürfte nicht der einzige sein, der dort Zuflucht gefunden hat. Insbesondere Revolutionäre, also Menschen, die sich ganz und gar „einer Sache“ verschreiben, benötigen ein solches Exil, nahezu immer. Die Identifikation mit der Sache ist die attraktive Falle für den modernen Menschen schlechthin, denn diese imaginiert eine Art Objektivität durch die Sache, wie sie in der Person nicht gegeben sein kann. Spätestens die Reaktion der Massen belehrt dann solch naive Romantiker unter den revolutionären Intellektuellen wie wenig selber die Sache gilt. Wer dann den Weg nicht rausfindet, nicht aus der Sache, die bleibt was sie war – notwendig und gerecht -, nein aus seinem Käfig, wird von der Sache, der Revolution, so wie er sie eben (miss-)versteht, der Revolutionär, undankbar gefressen. Noch sind wir Menschen, Menschen der Klassengesellschaft, mit historisch angehäuftem Ballast, mit der mehr oder weniger vorhandenen Fähigkeit wie Mensch zu handeln. Stalin wie Trotzki waren nicht die „Teufel“, sondern dessen vollkommnes Werkzeug, die Verführten-Verführer, die Eingeweihten dessen, der da „alles negiert“. Die „Negation der Negation“ – in der Kultur liegt sie nicht, noch nicht!
faz.net/Fragen Sie Reich-Ranicki: Eine Enttäuschung, von der er sich nie erholt hat