Selbstkarikatur

Selbstkarikatur
Wie kommt es nur, dass ich da in allem eine gewisse Madam Thatcher heraus höre? – Eisern, egoistisch, sicherlich hoch intelligent und extrem dominant! Eine Anti-Emanze, die das Patriarchat verschlimmbessert. Und doch bleibt tragisch, denn auch fragwürdig, wie es zu solch einer Sozialisation überhaupt kommen konnte. Mag es dem nachrevolutionären „Kriegskommunismus“, bzw. einer völlig überspitzten Vorstellung vom Klassenkampf geschuldet gewesen sein, dass hier die sog. „Mittelschicht“ – was auch immer das in Russland war -, „enteignet“ wurde. Jüdin war sie, und das spielte im – für lange Zeit von den Verbrechen einer zaristischen Geheimpolizei – geprägten Russland – selbst noch unter bolschewistischer Herrschaft – eben seine Rolle, somit war sie wohl als „Ausbeuterin“ erkannt. Und als ob sie genau jenes Stigma zu bestätigen suchte, überkarikiert sie sich quasi selbst. Das Böse, das Gemeine umdeuten, man kann gar nicht anders, wo man doch als „das Böse“ schlechthin gilt. Und darin dürfte sie sich von einer Frau Thatcher wiederum unterschieden haben, denn Letztere verfolgte „das Gemeine“, wenn auch nur in der Gestalt des „Gemeinen“, des gemeinen Proletariers.

Kommunisten und Antisemiten?
@Parsons: Ein bisschen differenzierter bitte! „Kommunisten und Antisemiten“ mögen ja hin und wieder identisch sein, aber sie sind nicht deckungsgleich. Da klafft im Grundsätzlichen eine riesige Lücke. Und so ist auch die jeweilige Kritik eine völlig verschiedene, nicht nur zu erkennen an einem gewissen Herrn „Lücke“.

Der genetische Fingerabdruck eines „potentiellen Massenmörders
@Berger: Das ist ja das Perfide: Antisemitismus ist bereits da, wo Sie ihn nicht erkennen! Schon die Nazis haben den Bolschewismus u n d den „Imperialismus“ (selbstredend den ausländischen!) gleichermaßen den Juden zugeschoben. Rassistisch ist es gerade deswegen, weil hier etwas mithilfe einer falschen Ursächlichkeit verklärt wird. Es mag natürlich sein, das extreme Sozialisationen extreme Weltanschauungen hervorbringen, insoweit habe ich das auch selbst – gewissermaßen aus psychologischer Sicht – darzustellen versucht, aber das ist mitnichten ein rassistisch zu deutendes Phänomen.
@Parson: Somit bin ich nach Ihrer Deutung ein „potentieller Massenmörder“ , gut zu wissen – ich bin Marxist, wie Sie wahrscheinlich wissen. Das wird spannend, wenn eine solche Zuschreibung mir vielleicht gar eine Vorbeugehaft einbringt. Es soll ja inzwischen sogar eine wissenschaftliche Richtung geben, die den genetischen Fingerabdruck eines solchen potentiellen Massenmörders entdeckt haben will.

Die Menschen wissen was sie tun
@Parsons: Ich widerspreche Ihnen nicht: wenn die Massen mal in Bewegung geraten, gibt es so manches Unrecht. Es ist die Reaktion bzgl. erlittenen Unrechts, über Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende. Ein Unrecht übrigens, dass auch ohne Weltverbesserung über der Gesellschaft lastet, seit der Entstehung von Klassen und Klassengesellschaften. Auch auf dieser Seite, eben der Nichtweltverbesserer, also der Profiteure dessen, so wie es ist und offenbar bleiben soll, gibt es Killing Fields, Lager (KZs)…Aber ich gebe es zu, denn gäbe es diese „Verbohrten“ nicht, wären solche Verbrechen vermutlich obsolet.
Nun leben wir nun mal im Zeitalter der Massen (Ortega y Gasset) und diese lassen sich nicht mehr abspeisen mit dem „Weiter so!“ (bitte haben sie die Welt als Ganzes im Auge!), also wollen sie die Welt verbessern, so, dass auch sie ihren Platz darin finden. Der Kampf um die „Kristallpaläste“ (Sloterdijk) hat vor hunderten von Jahren eine neue Dimension eröffnet, nämlich mit der Massenbewegung. Heute könnte man 5000 Spartakisten ans Kreuz nageln (es sterben täglich mehr in den Schützengräben der Klassengesellschaft!), es könnte diese Bewegung nicht mehr aufhalten. Denn die Menschen wissen nicht nur, was sie wissen, sie wissen auch, was sie tun.

faz.net/Ayn Rand: Das wilde Leben einer Freiheitsfanatikerin, 03.12.09

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