Der schmale Lichtblick

Der schmale Lichtblick
Es ist eine böse, nämlich dialektische Ironie, dass nun ausgerechnet Obama, jener, den die (amerikanischen) Massen gestern noch für ihren Befreier hielten, nun von den gleichen Massen den Preis verliehen bekommt, den er sich definitiv mit allen Präsidenten der bisherigen USA zusammen verdient hat: das eiserne Kreuz. Nichts könnte deutlicher zeigen, wie eben dieser Kapitalismus auch und gerade in der Frage von Krieg und Frieden so heillos konfus und daher unglaubwürdig geworden ist, wie in der Frage der Sicherung der Demokratie, ja des eigenen Machterhalts, ja längst schon auch, oder wie Schäuble es demonstrierte: da man dort ehe nicht mehr zwischen Krieg und Frieden unterscheiden kann. Wenn man das nicht mehr kann, dann ist der Machtanspruch des herrschenden Kapitals, das sich ja schließlich als zivile Macht in die Geschichte drängte (im Anschluss an den Absolutismus), mehr als prekär. Dieser Friedenspreis wird womöglich einmal in die Geschichte eingehen, als das Fanal zu einem – von nun an nicht mehr aufzuhalten seienden – Zerfall bürgerlicher Gesellschaftlichkeit. Dass das norwegische Volk sich hierbei selbstbewusst um die Deutungshoheit dessen bemüht, worüber ihre gekrönte Hoheit so wenig Klarheit besitzt, ist ein schmaler Lichtblick in diese Zukunft.

faz.net/Obamas Blitzbesuch: Der unhöfliche Amerikaner, 10.12.09

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  • Von Wer die Spesen zahlt, bestimmt am 23. Dezember 2009 um 20:06 Uhr veröffentlicht

    […] oder Demokratie Der schmale Lichtblick Schock gefrieren Ein teuflisches […]

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