Epoche der Halbgebildeten
Gemessen an dem, was uns wirklich noch bevorsteht, ist das Bachelor noch so etwas wie ein Diplom, das menschliche Geisteskapazität positiv bescheinigt. Wenn das aber wahr wird, was dieser Tage in der FAZ stand – „Die Maschine sagt nein“ – , mag ich gar nicht daran denken, wessen Geistes Kinder da heran „gebildet“ werden. Die Mensch-Maschine marschiert in großen Schritten in eine Zukunft, die wir noch vor wenigen Jahren als die überspannte Fantasie gewisser Kulturschaffenden abgetan hätten. Was spräche dagegen? Wenn Abiturarbeiten von Maschinen bewertet werden, warum nicht auch gewisse Diplome? Und das wäre konsequent! Ist die positive Wissenschaft doch letztlich auf rechenbares reduzierbar. Und was könnte besser rechnen als eine Maschine? Mit dem Bachelor wurde für einen großen Teil der Studiengänge genau das abgeschafft, was ein Universitätsstudium von einer Fachhochschule unterscheiden sollte: auch allgemeine, fächerübergreifende Bildung. Wissenschaftliche Kapazität sollte eben nicht ausschließlich Spezialistenwissen sein. Aber wie sagte schon Ortega bzgl. jener Spezialisten? Seien sie doch der Prototyp des Massenmenschen, des Halbgebildeten (Der Aufstand der Massen). Und unsere Epoche sei eine Epoche der Massen, ergo: der Halbgebildeten.
faz.net/Bologna-Reformen: Verschulte Studiengänge, verfehlte Ziele, 17.11.09
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[…] -, das ist wohl keine marxistische Lektüre, aber zu diesem Thema unübertroffen treffend (vgl. „Die Epoche der Halbgebildeten“). Es gibt allerdings auch den „Massenmenschen“ – im Individuum – und dieser potenziert in […]
[…] gegen das der Bürokraten, Lobbyisten und „Spezialisten“! Ich halte es da ganz mit Ortega (Der Aufstand der Massen), der nur mit einem solchen Europa gegen die negativen Seiten der Massen entgegen getreten sieht. […]