Apropos Kladden

Apropos Kladden
Die Quandt-Töchter waren schon immer sehr aktiv. In den frühen 70ern waren sie die Stars diverser Discos, hier in Bad Homburg. Ein bisschen dumm sind sie ja hin und wieder, diese Töchter reicher Eltern, aber so dumm, wie die Frau Kladden, das hätte hier niemand geglaubt. Denn dieser Kerl, der sich da als Heiratsschwindler einen Namen gemacht hat, machte auf mich nicht den Eindruck, als wäre er das von Beruf. So ein kleiner Gelegenheitsschwindler, das war er wohl, und so einer zieht sich die beste Karte. Es gibt einem zu Denken, wozu die eigentlich noch gut sind, diese Söhne und Töchter aus den höheren Klassen.

Die „Tradition der FAZ“ und die „Hartz-IV-Marxisten“
@Dipsy: Wir hatten ja schon das eine oder andere Vergnügen, und ich hätte mir auch jetzt diesen Beitrag sparen können, zumal Don Alphonsos Antwort völlig ausreichend gewesen wäre. Da Sie aber auf die „Tradition der FAZ“ abheben und glauben, dass mit dieser ausschließlich Ihre politische, dann wohl eher traditionelle, Auffassung abgedeckt ist, doch noch eine Bemerkung.
Ich schreibe nun schon so einige Zeit Leserbeiträge für die FAZ, es sind mittlerweile 945, ohne die Blogs und die Beiträge im Lesesaal, und ich bin natürlich hin und wieder zensiert worden, manchmal sogar zu meinem besseren, aber doch immer so, dass selbst ich zweimal meinen eigenen – zensierten – Beitrag lesen musste, um die Zensur überhaupt zu bemerken.
Was könnte das bedeuten? Nun, dass ich Marxist bin, ist kein Geheimnis (war nie eins, auch in der ZEIT – die Sie ja auch so abschmeicheln – habe ich das laut verkündet, bis man mich wegen einer Anspielung auf gewisse Leichen im Keller, im Kontext der Barschel-Affäre, kurzerhand gekickt hatte – mit Rechten verfuhr man da humaner -; mittlerweile bin ich da wohl wieder vertreten, unter leicht korrigiertem Nickname, aber mit weniger Spaß an der Freud), und wäre die FAZ das Blatt, wofür Sie es halten, hätte genau diese FAZ überhaupt keinen Grund gehabt, mich zu senden, auch nicht zensiert. Meine Beiträge sind ihnen was wert, wenn auch nicht unbedingt immer die Inhalte, gewisse ihrer Pointen (das merke ich dann daran, wenn es einen Tag dauert, bis ein solcher Beitrag gesendet wird, manchmal dann zensiert – möglicherweise wurde da eine ganze Redaktionskonferenz zwischengeschaltet!)
Ganz offensichtlich habe aber sogar ich in der Redaktion eine kleine Fan-Gemeinde (das merkt man dann u.a. daran, wie schnell doch gewisse Beiträge von mir gesendet werden, im Gegensatz dann zu jenen, die dann eben einen 2. Anlauf benötigen), und natürlich auch in der Leserschaft (obwohl der überwiegende Teil meiner Beiträge dort gnadenlos nach unten bewertet werden, aber selten dann widerlegt, werden doch andere, und meine Beiträge sind immer vom selben Geist getragen, nämlich dem marxistischen, doch sehr schnell auch wiederum sehr gut bewertet und auch dann kommentiert). Gerade gewisse Rückmeldungen von dort, bestätigen mir, dass es in der FAZ-Leserschaft wirklich kluge, und vor allem unvoreingenommene, Köpfe gibt. Ich möchte mir wirklich hier keine Blumen schicken, aber das ist Realität, und ich bewerte sie so, dass es sehr wohl in dieser Zeitung – von der Redaktion wie von der Leserschaft – gewünscht ist, marxistische Positionen zu lesen, diese bitte dann aber auf möglichst hohem Niveau, so dass sich auch der Nichtmarxist angesprochen, will heißen: nicht beleidigt fühlt (dass gewisse Marxisten sich mit Debatten auf niedrigem Niveau nicht beleidigt fühlen, das steht dann auf einem anderen Blatt).
Warum dann ausgerechnet Sie dann glauben müssen, Marxisten, oder solche, die Sie dafür halten, beleidigen zu dürfen (Hartz-IV-Marxisten), kann dann eigentlich nur bedeuten, dass diese Marxisten mit ihrer Kritik – nicht nur an Hartz-IV, sondern eben auch an solch bürgerlichem Zynismus, völlig recht haben. Außer mit dieser Beleidigung scheinen Sie keinen Beleg dafür erbringen zu können, dass Marxisten verachtenswerte Personen sind. Nun, ich kann Ihnen nur wünschen, dass Ihnen das erspart bleibt – Hartz-IV beziehen zu müssen, bzw. für Ihre Positionen verachtet zu werden.
Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Glück, in dieser kapitalistischen Gesellschaft, Glück, das nun mal nicht jedem beschert scheint, aber Sie davon wohl genügend haben.

Identitätswahn
@Don Alphonso: Marx hat sich von Hegel nicht nur mit dem Materialismus abgegrenzt, sondern auch in dessen Dialektik. Die hegelsche Dialektik war nicht nur idealistisch, in der Hinsicht, dass sie das Hilfswerkzeug für eine idealistische Philosophie war, sondern auch als Dialektik in sich – methodisch idealistisch. Ich erwähne gerne den Slowenen Slavoj Žižek, um auf eine ganze neue Art auch Marx (oder sogar Lenin – den „historischen Materialismus“) verstehen zu können (die „Lücken“ sind das eigentliche, was existiert, Slavoj Žižek war Strukturalist, man merkt es noch). Aber auch Mao Tse-Tung hat schon betont, dass marxistische Dialektik sich in der Hauptsache als Kampf der Gegensätze und nicht als deren Einheit versteht. Diese Definition mag dem einen oder anderen zu sehr nach Kulturrevolution riechen, aber sie sagt nichts anderes, als dass dialektische Gegensätze nicht einfach identische Pole sind, sondern in sich verwundene und sich solchermaßen umschlingend bekämpfende. Und eben Hegels Vorstellung von Identität führt letztlich zu eben jenem Wahn, der den Holocaust zu verantworten hat, den Identitätswahn.
Und das noch als Replik zu Dipsys Unterstellung: Revolutionäre Bewegungen sind eben nicht identisch mit konterrevolutionären, selbst dann nicht, wenn sie sich in gewissen Formen zu ähneln scheinen. Nicht nur der Faschismus selber ist letztlich auf einen hegelschen (objektiven) Idealismus – dessen Identitätswahn – zurück zu führen, sondern eben auch die Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus. Der Marxismus ist die einzige Philosophie, die sich hiervon abzusetzen wusste (nicht jeder ihrer Epigonen!)
Es fehlt solchen Weltgeistern die Einsicht, dass die Wahrheit nicht nur immer konkret ist, sondern auch, dass die Totalität mehr ist als die Summe ihrer Teile, dass sie letztendlich voller Lücken ist.
Und auch das scheint mir eine wichtige Kapriole in der Theoriegeschichte: Obwohl Marx sich ganz besonders mit Kant angelegt hat (mit dessen Ding an sich und anderen unsauberen Begriffen – „Vernunft“, etc.), ist es doch gerade jener Kant, der mit seinen „Lücken“, die er dann hinterließ, eben auch bei den Marxisten, dann wiederum den marxistischen Diskurs anzuzetteln vermochte. So kommt auch dieser Slavoj Žižek aus einer Kantschen Traditionslinie. Denn was ist denn das, was wir nicht erkennen? Es ist nicht nur das Brett vorm Kopf, das wir alle teilen, sondern es ist der Nagel im Brett, und zwar durch dieses in den Kopf, und damit die Unmöglichkeit sich das Subjekt objektiv zu denken, bzw. objektiv an das Subjekt heran gehen zu können, denn das Subjekt hängt am Nagel. Und es bleibt uns der dort der „blinde Fleck“.
Daher kommt es auch, dass wir wohl immer wieder die Fehlschlüsse der anderen erkennen, aber selten die eigenen.
Dieser Nagel, und das haben Nägel so an sich, rostet, und dann haben wir so etwas wie den Konservativismus, bzw. Traditionalismus (auch Marxisten können davon befallen sein, denn auch ihre Nägel sind nicht aus Titan).
Ganz besonders Marxisten müssen sich also von ihren konservativen – traditionalistischen – Überlieferungen trennen, oder sie wechseln das Lager (sie werden dann totalitär).
Man sollte aber beim Entfernen der Nägel auf die daran klebende Substanz achten, denn diese ist es, die dann ansonsten wieder neue Lücken hinterlässt.
So besehen bin ich Marxist und dann auch wieder keiner. Aber ich bin kein „Nicht-mehr-Marxist“ (siehe Robert Kurzens Selbstbeschreibung), denn das kann man nur sein, wenn man die Dialektik völlig über Bord geworfen hat.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/10/31

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