Wen nehmen, wenn nicht stehlen?
Die SPD hat mit Steinmeier wohl den Zeitgeist getroffen – Bürokraten statt Politiker -, und doch war ihr der Geist der Zeit nicht hold. Die Krise hat einmal mehr Paradigmen stürzen lassen, alte wie frisch neue. Sie macht Lust auf Orientierung. Und wie ist man orientiert mit Steinmeier? Im Zweifel auf die alte Agenda eines Schröder, die ja schon ein Steinmeier, neben Hartz, Berger und Co. mit ausgearbeitet haben soll. Das rächt sich jetzt, nicht nur weil niemand mehr die Agenda lieben will, sondern auch, weil niemand die liebt, die die Arbeit der Politiker machen. Nur wen soll sie nehmen, wenn nicht stehlen? Die parteiinterne Linke ist nicht erst mit Ypsilanti erledigt, die Rechte mit Clement desavouiert, und es ist abzusehen, wann sich Müntefering von seiner jungen Frau auf dem Rollstuhl ins Altenteil (ab)schieben lassen wird. – Glück ist halt doch wichtiger als das Glück der Partei. Stehlen also! Nur bei wem und wen? Lafontaine kämpft noch um die Anerkennung als Bündnispartner in einer möglichen Rot-Rot-(Grünen)-Koalition, von einem „zurück“ in die Partei ist er noch weit entfernt. Und wer will schon in eine absteigende Partei? Bleibt nur ein Parteiloser. War da nicht einer der Bundespräsidentenkandidaten ein Parteiloser?
faz.net/Nach der Europawahl: Glück und Not, 09.06.09