Geistig betrachtet, ist die Welt längst enteignet

Geistig betrachtet, ist die Welt längst enteignet
Mit dem Verfall der „Eigentumsgesellschaft“ – das mag paradox klingen, angesichts der wachsenden Macht des Kapitals, aber die Rede ist nicht von der Form, sondern vom Inhalt – wird auch das „geistige Eigentum“ obsolet. Das ist eine, wenn auch grausige, Wahrheit, da nämlich die Literatur – nicht nur die Musikbranche – eine Menge prekär verdienender Künstler beschäftigt. Aber was ist ein geistiges Eigentum? Wer kann wirklich wissen, ob das, was er da gerade verzapft, nicht schon x-mal vor ihm, von einem anderen/von vielen anderen, entdeckt worden war? Nicht nur das Wissen, sondern auch schon der ganze Denkprozess, sind inzwischen von einer gesellschaftlichen Totalität durchdrungen, dass nicht nur die Zeitverschiebung keinen Grund mehr dafür liefert, sagen zu können: das ist von mir! Soweit die philosophische Seite. Von der ökonomischen her, ist es vielleicht ein wenig leichter. Eigentümer ist der, der es als erster auf den Markt gebracht hat (und/oder sich dafür hat das „Patent“ geben lassen – in der Biotechnologie ist das der Renner). Das mag die Sache noch ein wenig verzögern, aber geistig betrachtet, ist die Welt längst „enteignet“. Ein Grund mehr auch die Form aufzuheben und damit die Grundbedingung für das Elend der Künstlermassen, wie der Massen überhaupt.

faz.net/Die Musikindustrie sieht ihrer eigenen Enteignung zu, 09.06.09

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