Westdeutsche wie ostdeutsche Phantome
Für mich stand schon immer fest (so lange ich politisch denke), dass die Stasi in diversen Aktionen dieser Art verwickelt war. Allerdings nicht so, wie jetzt hier spekuliert wird. Eine solche Aktion hat immer mehrere Optionen. Einmal als Provokation in Richtung Aufstachelung, ein andermal aber auch in Richtung Destabilisierung einer Bewegung, einer linken Bewegung, die wahrlich/anfänglich nicht unter ostdeutschem Einfluss stand. Und hier kreuzen sich östliche und westliche Interessen. Auch die westlichen Geheimdienste waren daran interessiert innerhalb der antisowjetischen Linken im Trüben zu fischen, Agenten anzuwerben, oder diese einfach nur zu benutzen. Wir wissen inzwischen, dass das allzu oft funktionierte. Bliebe nun die letzte Option, dass in bestimmten Aktionen östliche mit westlichen Geheimdiensten gemeinsame Sache machten, manchmal mit, manchmal ohne Wissen der jeweilig betroffenen Regierungen. Zumindest vom CIA wissen wir das inzwischen definitiv (Tim Weiner: CIA). Und da der BND vom CIA schon immer stark abhängig war, steht der Annahme nichts im Wege, dass hin und wieder Aktivitäten entfaltet wurden, die über die Köpfe unserer Regierungen hinweg liefen. Damit wäre die RAF nicht nur ein westdeutsches, sondern auch ein ostdeutsches Phantom.
Stasi-BND-Connection
@meier: Sehr gut! @Lorenz: Die Richter waren vermutlich nicht vom Stasi bezahlt, aber vom BND unter Druck gesetzt, das ergäbe auch Sinn und würde auf meine These verweisen, von einem Komplott zwischen Stasi und BND. Eine Art von Zusammenarbeit, die sich später noch mal lohnen sollte. Nach oder während der RAF-Unterbringung im Osten dürfte man sich auch schon mal über die Prozedur eine Wiedervereinigung unterhalten haben. Eingefädelt hätte das Ganze vielleicht gar unser bayrischer Spezi Strauß, welcher ja nicht mit Milliardenkrediten geizte (nicht aus seiner Tasche!). Gegenstand der Verhandlungen könnten gewesen sein: wo verbringt Honnecker ungeschoren seinen Lebensabend, und wie schaffen wir es, dass die kriminellen Akteure von Stasi und Co. in der Führungsspitze ebenfalls ungeschoren bleiben. Es dürfte damals zumindest dem ostdeutschen Regime schon klar gewesen sein, dass es am Ende ist. Und natürlich gab es gemeinsame Interessen! Denn wie konnte man diese Wiedervereinigung über die Bühne ziehen, ohne das die westlichen Freunde all zu viel von diesem Kuchen abbekämen. Wie brisant nämlich diese Wiedervereinigung unter diesem Aspekt gewesen ist, verraten uns womöglich die Morde an Rohwedder und Herrhausen. Beide waren sie „Großdeutsche“.
Warum wurde die Akte gefilzt?
@Hamacher: Dann bleibt aber die Frage, warum die Akte gefilzt/bereinigt wurde? Und spricht das nicht für meine Hypothese, dass hier eine Stasi-BND-Connection verdeckt werden soll?
Bis der Markt obsolet geworden ist
Dass die Ostgeheimdienste erfolgreicher waren als die westlichen (vielleicht mit Ausnahme vom Mossad?!), dürfte Konsens sein und doch hat der Sowjetblock den kalten Krieg verloren. Das weist womöglich auf zwei Dinge. Erstens: Geheimdienstaktivitäten beeinflussen den Lauf der Geschichte bei weitem nicht so, wie sich das die Geheimdienstler vorstellen – in Ost und West -, und zweitens daher: Die Geschichte wird doch sehr von objektiven Bedingungen geprägt. So hat der Osten keine Chance gehabt in der 3. industriellen Revolution mit dem Westen gleich zu ziehen. Dies vielleicht aber auch „nur“, da einer „sozialistischen Marktwirtschaft“ ein wesentliches Element fehlt: Die fortlaufende Freisetzung von Arbeitskräften – die sog. Entlassungsproduktivität. Der Osten wurde damit nicht nur zu Tode gerüstet, sondern auch zu Tode gewirtschaftet. Die „Systemkonkurrenz“ war somit eine attraktive Falle. Ein sozialistisches System kann niemals (nicht als Minderheitenveranstaltung) das „bessere“ sein, nicht im Sinne von „Produktivität“, denn deren Parameter sind marktwirtschaftlicher Provenienz, sondern nur das „gerechtere“. Damit muss es leben und (solange wie möglich) überleben können, bis der Markt global obsolet geworden ist, das ist die Kunst.
faz.net/Die Akte Kurras: Der Schuss, der die Republik veränderte, 26.05.09
faz.net/Krake Stasi, 26.05.2009
Ein Trackback
[…] wie sich diese Gewerkschaften all zu oft auch in den Händen von Mafiaorganisationen (oder auch des „CIA“ – Tim Weiner ) befinden, kräftig befördert dabei, vom amerikanischen Kapital. Ein mächtiger […]