Mülltonnen werden es bald nicht mehr sein
Es sind genau die Länder, die von den Neoliberalen in den letzten Jahren so über den großen und kleinen Teich gelobt wurden, ob ihrer Geschäftstüchtigkeit. – Von wegen dem irischen Tiger. Wie mache ich aus einem Armenhaus eine Spielhölle? – so ungefähr war doch die Frage in Bezug auf Irland, ähnliches bei Portugal. Nun, indem ich die ganzen Bettler zu Croupiers mache, ihnen ein weißes Hemd anziehe, so dass die gar nicht merken, wie ich ihnen währenddessen das letzte – wenn auch dreckige – Hemd drunter ausziehe. Ich überrede sie, das bisschen Wert auf dieser sumpfigen Insel mehrfach zu verpfänden. Die Lachse hatten sie ja schon selber weggefischt. Wäre wohl besser gewesen, die Iren wären gleich ins Pfandhaus gegangen. Nun stehen sie zusammen mit den Engländern davor Schlange, kein nettes Déjà-vu-Erlebnis. Die Gewinne wurden inzwischen abgezogen, die Verluste bleiben, und die Iren, das Volk unter den Iren, werden wohl ärmer sein als je zuvor.
Dass die Iren dazu Beifall klatschten, ob der Tatsache, dass sie plötzlich im weißen Hemd mit Manschetten dastanden, kann man ihnen nicht verübeln. Wann hatten sie je die Gelegenheit dazu, ist ja nicht aller Tage Kirchgang. Und das ewige Kartoffelessen sind sie auch leid.
Allerdings, als sie sich gegen den Lissabonner Vertrag aussprachen, wurde mir klar, dass sie was geschnallt hatten, wenn auch nicht sofort das Wesentliche, aber mehr als der satte Rest von Europa. Der Event ist vorbei.
Nun werden die Kelten vielleicht doch mal zum Tiger. Ihre guten Launen dürfen sie ja bis auf weiteres nicht mehr in Alkohol einlegen. Nicht nur wegen der klammen Kneipenzeiten, sondern wegen des knappen Geldes.
Mülltonnen werden es bald nicht mehr sein, die da brennen, das wissen wir aus Belfast und anderswo.
Sie haben den Braten gerochen – die Iren
@Don Alphonso: Bezüglich der Lissabonner Verträge und der Abstimmung Irlands vertreten Sie voll den Standpunkt der FAZ (keine Dankbarkeit für die Millionen, die sie von der EG erhalten haben sollen!); Sie sollten noch mal drüber nachdenken.
Und übersehen Sie bitte nicht, dass die Gewinner des Geschäfts in Irland vielleicht maximal 5 – 10 % derer ausmachen (doch wohl eher weniger), die dann an der Abstimmung teilnahmen.
Und das waren wohl in der Hauptsache Verlierer. – Denn der Nettogewinn an diesem Boom hielt sich doch wohl im Rahmen, denn es konnten ja wohl nicht alle Spekulationsgewinne in lukrativen Gegenden (Dublin usw.) einheimsen. Für die Masse bedeutete das wohl vielleicht ein höheres Einkommen, aber noch höhere Mieten und erheblich höhere Preise. Sie zahlen heute in Irland mehr für ein Guinness als in Deutschland. Und die Lebensmittelpreise waren immer schon hoch. Was soll man diesen Leuten also vorwerfen? Dass sie sich nicht vor der Karren der falschen Leute haben spannen lassen? Sie haben den Braten gerochen, wenn auch nicht verstanden, aus welchen faulen Bestandteilen er bestand.
Dafür gebührt den Iren meine ewige Anerkennung.
Das Brett vorm Kopf
@Quallenregen: Ich freue mich, wenn Ihnen meine Beiträge gefallen, obwohl ich beinahe befürchte, dass Sie sie nicht wirklich verstehen.
Das „schwarze Loch“ ist, soweit es überhaupt existiert (es spricht einiges dafür, zum Beispiel durch die Annahme so mancher Physiker, dass es sowas wie „instantane Verschränkungen“ auch und gerade in der biologischen Welt gäbe, somit die Zeit dort nicht, nicht mal Lichtgeschwindigkeit), eine physikalische Angelegenheit. In der sozialen Welt, resp. in der ökonomischen, gibt es wohl nur von Menschen gemachte „schwarze Löcher“ – wir erleben das ja gerade. Aber dies eben nur, solange die Klassengesellschaft existiert, und damit antagonistische Widersprüche als die Form von Dialektik, die in aller Regel die Logik auszusetzen hilft.
So ein Fall für fehlende Logik, ist Ihr Glaube/Unglaube an „Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit“, denn in der Tat, das wäre so ein Beispiel für ein „schwarzes Loch“, oder anders ausgedrückt: für einen riesengroßen blinden Fleck in Ihrer Optik.
Die Menschen handeln niemals aus Gleichheits -, Brüderlichkeits-, oder gar Gerechtigkeitsgründen, das sind die Märchen/Antimärchen der bürgerlichen Klassengesellschaft, der Klassengesellschaft überhaupt. Es gibt nur die Gleichheit unter Gleichen, die Gleichheit von Kapital, dem Grunde nach, und die Ungleichheit für den Rest der Bevölkerung, nämlich für die Arbeit. Aus dem Bestreben, sich diese Ungleichheit vom Hals zu schaffen, darf man nicht schlussfolgern, das Motiv wäre edel („brüderlich“); es ist völlig unethisch zu verstehen. Solidarität ist eine Notwendigkeit, kein Luxus, kein Überschuss, kein kultureller Event. Daraus ergibt sich natürlich das Problem, dass neue Eliten neue/alte „Ungleichheiten“ zu restaurieren suchen. Sie haben da keine Skrupel. Woher auch? Das gehört dazu, zu diesem Kampf. Daher ist der Klassenkampf ein höchst unangenehmer, denn ein nicht enden wollender. Aber das scheint nur uns so. Spätere Gesellschaften werden das dann, quasi retrospektiv, ganz anders betrachten und sich über unsere Vorbehalte, Ängste und Verhinderungsstrategien totlachen. So wie wir uns heute über die animistischen Geister der Vorgeschichte amüsieren.
Und eine solche Verhinderungsstrategie ist das Märchen von dem – von Natur aus – bösen Menschen, dem „Leviathan“ (Hobbes) in uns. Seit der Vertreibung aus dem Paradies glauben die Menschen das, eben weil sie absolut keine Vorstellung davon haben, warum sie dieses Paradies verlassen haben. Sie können nur vertrieben worden sein. Dass sie dieses Paradies selbst geschaffen (naja, von der Natur übernommen!) haben und dann selbst zerstört haben, in einen Müllhaufen vielleicht verwandelt haben, kann ihnen solange nicht in den Sinn kommen, solange ihnen die Folgen ihres Handels nicht klar sind. Die sind uns heute noch nicht klar. Der Mensch ist nicht böse, er ist nur einfach noch zu dumm, zu ungebildet, um zu begreifen, dass nichts in der Natur von Natur aus böse oder gut ist. Von Natur aus ist alles gleich gut wie gleich schlecht – unethisch eben.
Der gesellschaftliche Mensch hat Wertungen eingeführt, die er selbst gar nicht versteht, so wenige wie die „Werte“ mit denen er sich da gerade umgibt. Er denkt, es sind Werte, weil ein Mensch da Arbeit reingesteckt hat. Fallen die Werte, dann fallen auch die Wertungen, und alles scheint plötzlich ganz einfach gewesen.
Solange bleibt uns das Brett vorm Kopf.
faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/04/17/bankenverstaatlichng-fast-so-schoen-wie-in-irland
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[…] Verkehrswege des Kapitals, dessen unbegrenzten Mobilität. Das dürfte auch eine Lehre sein, nach Lissabon, nach dahin, wo man zuletzt glaubte, Europa gehöre den Bürokraten. Dies ist vielleicht die […]
[…] (bankenverstaatlichung-fast-so-schön-wie-in-irland) kündigte ich im April 2009 an: „Mülltonnen werden es bald nicht mehr sein“, die da brennen. Musste doch jedem klar gewesen sein, dass man Armenhäuser vielleicht nur vor […]
[…] zwangen, auf eine angemessene Körperschaftssteuer dort zu verzichten, womit sie im Gegenzug der Iren Stolz brachen. Solch Zumutung dürfte dem irischen Volk nun als der schändlichste Verrat seiner herrschenden […]