Die Achillesferse des Patriarchats

Die Achillesferse des Patriarchats
Sexualität und Herrschaft ist definitiv ein Thema der patriarchalen kapitalistischen Gesellschaft. Nur heißt es gründlich das Thema verfehlt, die Pädophilie hier zu begünstigen zu suchen, denn ist sie doch geradezu ein wichtiger Beleg für die patriarchalische Gesellschaft, ja deren Achillesferse. Gleich in welchen Kreisen, sexueller Missbrauch, besonders von Kindern, ist die abscheulichste Seite der patriarchalischen Verachtung des Weibes, denn die Kehrseite deren Unterdrückung. In der Sexualität geht es um Macht, um absolute Macht mitunter, und genau dort ist ein erotisches Begehren des Kindes anzusiedeln, des eben völlig Abhängigen, absolut Ohnmächtigen. Die Verwurzelung der Pädophilie im Patriarchat wird von Ernest Bornemann in „Das Patriarchat“ (Fischerverlag, 1975), am Beispiel der griechischen und römischen Antike, engagiert, treffsicher und wissenschaftlich aufgearbeitet. Es wundert daher nicht, dass das größte Ausmaß an Skandalen nun gerade dort anzutreffen ist, wo das Patriarchat noch in geradezu antiken Formen existiert, in gewissen Zirkeln, politischer wie auch ökonomischer Provenienz. Nicht zuletzt gerade dort, wo absolute Macht mit einem professionellen Verschwiegenheitskult zusammen fallen: in Geheimdiensten (CIA/Mind Control), Sekten und Kirchen.

Systemisch nicht intersubjektiv
@Petra Meyer: Es geht hier nicht um intersubjektive Phänomene, sondern um einen systemischen Zusammenhang, um die Perversion im System. Nur um bei dem von Ihnen so beliebten Beispiel zu bleiben: sog. „Grüne Pädophile“ sind kein Beleg dafür, dass in diesem Zusammenhang die Kapitalismuskritik obsolet sei. Der Sozialismus als Wissenschaft stellt kritisch den Zusammenhang her zwischen dem Patriarchat, der Unterdrückung der Frau und der Pädophilie, nämlich ob der Evidenz der Metagesellschaft Patriachat. Nur weil der Marxismus den Kapitalismus vor dessen patriarchalischen Urverfasstheit, auch in Bezug auf die Pädophilie, entlarvt, heißt das nicht, dass Kapitalismuskritik vor Pädophilie bewahre, und umgekehrt nicht, dass Kapitalisten per se pädophil sein müssten. Die Pädophilie als Massenerscheinung ist als solche ein Produkt – ein Kulturgut gewissermaßen – des Patriarchats. Selbst eine gesellschaftlich unterdrückte Frau, ja eine ganz individuell unterdrückte Frau, kann pädophil sein, so wie sie auch eine ganz militante Vertreterin des Patriarchats sein kann (und in der Regel auch ist). Gerade darin, wie sie Erwachsene als Sexualpartner verabscheut, zeigt sich ihre Entfremdung, ihre Prägung durch das ihre fremde und doch verinnerlichte Patriarchat.

faz.net/Gerold Becker:Früherer Leiter der Odenwaldschule ist tot, 09.07.2010

   Sende Artikel als PDF   
Dieser Beitrag wurde in Krise des Kapitals, Wissenschaft & Philosophie veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

2 Trackbacks

  • Von Das Ganze, das nicht Abgeschlossene, zählt am 23. September 2010 um 17:56 Uhr veröffentlicht

    […] Unter dem Deckmantel eines antik daherkommend sollenden „Eros‘ der Pädagogik“ konnten sich sexueller Missbrauch und Vergewaltigungen einnisten, Praktiken, die der Reformpädagogik so fremd sind wie […]

  • Von Die Achillesferse des Patriarchats am 17. Dezember 2013 um 09:12 Uhr veröffentlicht

    […] der seine Wurzeln u.a. in der griechischen Antike zu haben scheint. Ich bezeichne dies als die Achillesferse des Patriarchats. Damals wie heute wohl Ausdruck der Ablehnung des Weiblichen, des gereiften – in Gesellschaft, […]

Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen angemeldet sein, um zu kommentieren.