Die Hütchenspieler einkassieren

Die Hütchenspieler einkassieren
Jeder kennt das Hütchenspiel, und der Kapitalismus ist nichts anderes, und der Staat ist der „Zuhälter“ dieses Spiels. Einen Unterschied allerdings gibt es: es gibt mehr als 3 Hütchen. Daher kommt es, dass die Leute so schwer dahinter kommen, mit was sie es zu tun haben. Eine Krise ist immer der Moment, wo mal wieder ein Verlierer raus gekickt wird, der Hütchenspieler die Gewinne abkassiert und so manche Verluste sozialisiert.
Eine spezielle Bad Bank benötigt ein solches Spiel nicht, denn es ist insgesamt eine Bad Bank. Das heraus zu finden, ist uns allerdings gegenwärtig nicht gegeben, denn das müssen wir leider denen überlassen, die diese Bank eines Tages sprengen, sie zum Teufel jagen, die Revolution machen, die Hütchenspieler einkassieren.

Linke Mehrheiten werden nicht geduldet
@Herrentorte: In dem Zitat von Keitel steckt noch mehr. Mal abgesehen davon, wie es deutlich macht, auf welche Weise die Herrschenden derzeit regieren – gegen das Volk -, und das geht nur mittels großer Koalitionen, Wahlbetrug, Steuerlügen, Hartz IV, usw. usf., zeigt es doch auch, dass die Demokratie, der Wahlbetrug, also bald obsolet sein könnte, spätestens dann nämlich, wenn „linke Mehrheiten“ drohen. Oder glaubt hier ernsthaft jemand, dass solche Mehrheiten geduldet werden? Schon die Große Koalition zeigte, dass es selbst solche Konstellationen keine für das Bürgertum zufriedenstellende Regierungsergebnisse mehr erzielen. Die Angriffe werden zunehmend breiter, betreffen immer größere Massen. Das gegenseitige Ausspielen der Volksmassen funktioniert nicht mehr so richtig. Und auch diese Regierung zeigt, wie sehr mit Betrug regiert werden muss, um überhaupt regierungsfähig zu sein.

Es sind definitiv mehr verarmt
@Mawu: Ich weiß vor allem eines, nämlich, dass meine persönliche „Armut“, 1990, nicht bedingt ist durch die der Scheidung von meiner ersten Frau, wenn auch diese einen Teil davon ausmacht, sondern durch die Folgen der Wiedervereinigung. Lag ich rein rechnerisch, damals noch mit meinem Einkommen, dann schon als Alleinstehender, wenn auch schon als Unterhaltspflichtiger, knapp oberhalb des sog. Durchschnittseinkommen, ging es seitdem stetig bergab. Nun mag es schlimmere Fälle geben, zumal ich mich mit meiner 2. Ehe etwas verbessert habe, wohl aber auch nur, weil meine Frau eine fleißige Biene ist, und unseren Wohlstand etwas vermehrt hat, doch halte ich das für eine zutreffende Beschreibung der Finanzsituation eines großen Teils der Bevölkerung, nämlich jenes Teils, dem es bis zur Wiedervereinigung erheblich besser ging – im Westen jedenfalls.
Die Armut der Massen allerdings, jener also, denen es auch vor der Wiedervereinigung schon sehr schlecht ging, dürfte sich im Wesentlichen nicht verändert haben. Vielleicht relativ besehen, denn die Reichen sind noch reicher geworden, aber der Abstand zur „Mitte“ hat sich etwas relativiert. Die Armut ist demokratisiert worden, in das Zentrum des politischen Geschehens gerückt. Das bedeutet aber nicht, dass es den Armen – den absolut Armen (und ich behaupte, die gibt es, in Deutschland!) -, nun besser geht, sondern nur, dass es solchen Armen gar nicht schlechter gehen kann, ohne dass sie verhungern dürften. Ich behaupte, dass es einen wesentlich höheren Anteil in der Bevölkerung gibt, der definitiv verarmt ist, seit dieser Zeit, dass die relative wie absolute Armut zugenommen hat.
Ich denke, dass die Herrschenden, die Kosten der Wiedervereinigung dem Volk aufbürden, der „Mitte“, den Armen, überhaupt der arbeitenden Klasse, wie den Rentnern, den Sozialhilfeempfängern, den Studenten…Die Bourgeoisie ist halt nachtragend, so rächt sie sich an der „Diktatur des Proletariats“.
Die Gewinne aus der Wiedervereinigung wurden hingegen vom Kapital frech einkassiert, das Ostvermögen privatisiert, die Ostschulden sozialisiert. Und Gewinne gab es und gibt es immer noch, und seien es auch nur Abschreibungsgewinne, oder Gewinne aus der Geldwäsche! Irgendeinen Grund für die Aufregung des internationalen Kapitals für die anfänglichen Versuche der Deutschen (bis zum Mord an Rohwedder), den Kuchen alleine zu verzehren, muss es ja wohl gegeben haben. Sie konnten ja nicht alle nur Geldwäsche betreiben, so wie bei Leuna und mit der CDU.

Nicht Solidarität wird verweigert, sondern Ausbeutung angeprangert
@Filou: Überrascht hat mich das nicht, doch aber geärgert. Vor allem ärgert mich die Dreistigkeit, den Kuchen dort aufzuteilen, wo er gute Teile abwirft, und ansonsten das Volksvermögen zu leugnen, ein solches nämlich, was wesentlich über den Schulden liegt. Es ist nämlich die Frage, von welcher Perspektive aus man das betrachtet. Vom Standpunkt der aktuellen „Verwertung des Werts“ (vor dem Hintergrund einer am Westen gemessen Produktivität) mag das so durchgehen, denn eine dementsprechende Kapitalverwertung (auf der Grundlage einer entsprechenden betriebswirtschaftlichen Buchführung) konnte ja erst nach 1989 beginnen. Aber so zu argumentieren, hieße zum Beispiel auch, dass in Afrika keine Gewinne gemacht werden, weil deren Produktivität unter jedem Standard läge. Aber warum und um was werden dort Kriege geführt – vom Westen finanzierte? Eine wesentliche Quelle des Profits dort ist also jene zusätzliche Ausbeutung, die eben gerade deswegen möglich ist, weil der Wert sich jeweils an der höchsten und nicht an der niedrigsten Produktivität ermittelt. Die höhere Produktivität beutet die niedrigere einfach aus. Unsere teuren Produkte erheischen mehr Arbeitskraft der billigeren. Selbst im Verhältnis zu China gilt das. Das fällt nur nicht so auf, weil die Arbeitskräfte dort ins Unermessliche gehen. 100 chinesische Arbeiter machen vielleicht soviel Profit wie einer im Westen, aber ab so und so viel Millionen Arbeiter rechnet sich das – für die Ausbeuter, dort wie hier, für das internationale Gesamtkapital. Es wird einfach mehr Menschenmaterial verhaust.
Und so ist das auch mit der ehemaligen DDR, obwohl deren Produktivität vermutlich nicht auf Afrikaniveau gewesen sein dürfte. Hat doch das Volk der DDR – die dortige Arbeiterklasse – Werte geschaffen, die es nicht zur Gänze verfressen haben hat können. Was wohl weniger an dem schlankeren Appetit gelegen haben dürfte – der war dort so groß wie woanders -, sondern an den Möglichkeiten zu Fressen. Lediglich die herrschende Nomenklatura musste sich da keine Grenzen setzen, der übrige Rest aber, wurde auf Magerkost gesetzt, und dies obwohl die fette Kost in erreichbarer Nähe gelegen hat. Wer fressen wollte, wie ein Westler, musste über westliche Devisen verfügen und Zugang haben zu dem Markt, an dem sich die Bonzen labten. Eine erzwungene Sparsamkeit also, die höher gewesen sein dürfte, als die vergleichsweise niedrigere Produktivität (die Geschäfte mit dem Westen, wo billige Ostarbeiter, auch schon vor dem Mauerfall, zugunsten westdeutschen Kapitals und ihrer ostdeutschen Satrapen ausgebeutet wurden, hier noch gar nicht eingerechnet). Diese Differenz, welche im Kapitalismus sofort verschwinden würde, als Investition zum Beispiel, neben dem verfressenen Kaviar, konnte aber nicht verwertet werden – allein das Stasikapital dürfte eine beträchtliche Summe gewesen sein, eine solche, die man nicht alle in die Auslandsaktivitäten hat stecken können.
So wurde Geld gehortet (bzw. verschoben in illegale Investitionen), zumal dann auch noch am Tag X, Ostwährung 1 zu 1 in Westwährung getauscht werden konnte. Spätestens hier nahm eine Entwicklung ihren Lauf, die wir heute als gute Zusammenarbeit zwischen ehemaligem Westkapital und einer Ostmafia (rekrutiert zumeist aus alten Stasikadern) bezeichnen können. Und ab hier wird die Wertschöpfung auch aktualisiert, zusammen mit (und auf der Grundlage) der privilegierten Ausbeutung alter (nun neu bewerteter) Bestände (Grundbesitz und Industrieanlagen zum Beispiel!), und seitdem sind 20 Jahre vergangen. – Und vergessen wird doch nicht: Auch die Abschreibungen im Osten, wie die Wertberichtigungen im Westen sind Gewinne, wenn auch als solche vom Steuerzahler aufgebrachte. All das war wohl vorauszusehen, von einem Marxisten allemal, aber es ist nicht einzusehen, dass wir unserer Bourgeoisie solche Extraprofite belassen, ohne wenigstens mal gemurrt zu haben.
Und hier wird keine Solidarität verweigert, sondern Ausbeutung angeprangert!

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2009/10/24/der-unmoegliche-bank-run-auf-buergerkonzern-deutschland

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Ein Trackback

  • Von Sich selbst bestätigende Ressentiments am 29. Oktober 2009 um 23:40 Uhr veröffentlicht

    […] Zahlen zu fassen ohne eine Meßvorschrift die auch nur dürftigsten Ansprüchen genügte“ (siehe:Die Hütchenspieler einkassieren). Das müssen Sie mir bei Gelegenheit noch mal näher erklären, am besten am „Das Kapital“. […]

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