Der Doktortitel wäre fehl am Platz

Der Doktortitel wäre fehl am Platz
O.K. Gehen wir mal kurz weg vom Formalismus – Plagiat ja oder nein. Wenn man in einen wissenschaftlichen Diskurs eintritt, ist es nicht unerheblich, anzugeben, welche Auffassung/Erkenntnis man zu einem früheren Zeitpunkt gehabt hat. Zum Zwecke der Erkenntniskritik, der Kritik der Methode, der Kritik der Entwicklung einer Theorie, ist das Zitieren eigener Texte genauso wichtig, wie das Kennzeichnen fremder Quellen. Man kann ja 100 Jahre dasselbe vertreten, doch sollte das ebenso kenntlich gemacht sein, wie neue Standpunkte, die man einem Publikum hin und wieder präsentiert. Man möchte schließlich wissen, wie jemand seine Standpunkte/Erkenntnisse gewinnt. Auch in der zeitlichen Dimension. Menschen wie Standpunkte entwickeln sich schließlich weiter (manche vielleicht auch nicht), Brüche, Weiterentwicklungen oder einfach nur Wiederholungen müssen nachvollziehbar sein. Sich also selbst nachlässig zu zitieren, verweist auf eine unwissenschaftliche Methode. Auch wenn solches nicht strafbar ist – vermutlich -, wäre es doch verwerflich. Der Doktortitel wäre da jedenfalls fehl am Platze. Was völlig anderes wäre, wenn man gleich zu Anfang/im Vorwort zur Kenntnis gäbe, dass nun ein Text vorgestellt wird, der die Sammlung vergangener Texte ist.

faz.net/Andreas Fischer-Lescano: Entdecker der Guttenberg-Plagiate schrieb ab – von sich selbst, 09.03.2011

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