Das ganze Europa wurstelt sich hin zur chinesischen Alternative

Das ganze Europa wurstelt sich hin zur chinesischen Alternative
„Würden Sie gern in einer Welt leben, in der das die einzige Wahl ist?“ Hier argumentiert sich der Gute selbst an die Wand. Die Frage ist doch nicht, ob wir das gerne hätten, sondern, inwieweit das nicht schon passiert ist. Das Kapital selber, welches sich ja bekanntermaßen für alternativlos hält, projiziert dies in Form einer systemimmanent gedachten Quasi-Alternative in die Debatte hinein. Der chinesische Weg des Kapitalismus erscheint dem westlichen Kapital in dem Maße attraktiv, wie es ansonsten nur noch ein „Weiterwursteln“ zu erkennen mag. Das ganze Europa wurstelt sich hin zur chinesischen „Alternative“. Es ist somit längst keine wahre Alternative mehr. Es ist der Weg hin zur Alternativlosigkeit eines chinesischen Kapitalismus. Und darin folgt es offenbar einer quasi historischen Stringenz. Durchaus möglich, dass China die nächste Epoche prägt, in deren „Umbruch“ wir uns gerade befinden.

Pseudoaufklärerischer Chauvinismus
Als die Quintessenz dieses nicht mehr als anekdotenhaften Schlagabtausches zeigt sich ein eurozentrisches Bewusstsein – bei allen dreien. In Bezug auf Zizek ist es offenbar das verfluchte Erbe des Titoismus, welches er mit sich rumschleppt. Im Westen auch als „eurokommunistische“ Version hiervon im Umlauf. Trotz oder gerade wegen dessen bürgerlichen Verfasstheiten, soll dieses Europa, und dies im bewussten Gegensatz zum außereuropäischen „stalinistischen“ Kommunismus, die Welt mit der „Aufklärung“ beglückt halten. Ein Projekt, das sich gerade im Moment mal wieder völlig blamiert. Das „alte Europa“, soweit es ein kapitalistisches ist und bleibt, hat hingegen jede fortschrittliche Potenz verloren. „Marxisten“, die das nicht erkennen, treiben im schlimmsten Falle im Kielwasser pseudoaufklärerischer Chauvinisten – vom Schlage eines Sarrazin (oder einer bürgerlichen Feministin, wie Alice Schwarzer).

faz.net/aktuell/feuilleton/daniel-cohn-bendit-und-slavoj-i-ek-wir-europaeer-haben-die-ressource-der-aufklaerung-01-01-2012

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