Doch Liebe ist nicht mal ein Versprechen

Doch Liebe ist nicht mal ein Versprechen
Also dass Liebe nicht das einzige Motiv für Sex ist, ist wohl kein Geheimnis, aber dass es nicht mal das beste ist, das ist provokant. Dennoch ist Frau Roche hier den großen Gefühlen, den ganz großen, auf der Spur.Wer all zu sehr liebt, ist nicht selten nur ein verlachter Narr. Objekt genau jener Manipulation, die ihn am Ende zum verachteten Subjekt macht. Hass, nicht nur der, den man gelassen erträgt, ob des empfangenen Lohns für die Verweigerung eines fragwürdigen Liebesspiels, nein auch der, den man selber aussendet, wo man doch bemerkt, wie schwach der Stärkste dabei wird, sollte ein nicht minder wichtiges Liebesgefühl sein. Und doch ist es von all dem nur eine Prise gemessen an den wirklich großen Gefühlen, von denen man nicht genug haben sollte: Humor und Selbstverleugnung. Wer sich selber zu ernst nimmt, kann nicht Liebe erfahren. Bestenfalls nur einen zweideutigen Respekt, der eigentlich Angst kaschiert. Und Angst ist genau das, was Liebe/Sex (nur hier überschneiden sich beide Begriffe) zu überwinden verspricht. Da hat sie wirklich recht. Sex macht uns „angstfrei“, mutiger gar. Macht uns groß. Liebe hingegen fordert ein, dass der Andere sich klein macht. So klein, dass der lieben Sollende, seine Liebe über ihn ausbreiten kann. Diese Kleinheit offenbart dann die ganze Größe, für die er letztlich geliebt wird – vielleicht. Verwandelt das Eine in das Andere. Aus Sex wird Liebe und umgekehrt. – Vielleicht! Denn Liebe ist nicht mal ein Versprechen. Sex hingegen bleibt eine Tatsache.

http://www.zeit.de/2011/33/Roche-Hensel

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