Das „automatische Subjekt“ scheint wahnsinnig
„Die Staaten müssen damit rechnen, dass mit der Zahl der Menschen auf der Welt der Wahnsinn nicht seltener, sondern häufiger alle Dämme bricht.“ Ein paradigmatischer Satz, dennoch: genau darin völlig ungenügend. Ziehen wir den Mord ab, dann haben wir im Prinzip einen Durchschnittsbürger. Antimarxistischer Antiislamist – als wenn das nicht genau der Zeitgeist wäre. Nicht Mills, der Spießbürger von nebenan ist hierfür der Stichwortgeber. Ja, die Tat ist wahnsinnig, doch nicht weniger wahnsinnig als die Gesinnung, die er da mit so vielen teilt. Einzig in der Konsequenz scheint er sich aus dieser Masse hervor zu tun. Nicht das Internet wäre hier (zumal mehr als bisher schon) zu beobachten; und schon gar nicht ist der Nachbar von nebenan zu mobilisieren. Auch wenn Rechtsradikalismus per se schon als Wahnsinn bezeichnet werden kann, oder als Perversion, wie der in „Kreuzzug gegen den Kulturmarxismus“ (FAZ/ohne Kommentarfunktion) genannte Stieg Larsson in seinen Werken durchscheinen lässt, muss der Fokus auf den ganz gewöhnlichen ideologischen Durchschnitt gelegt werden. Das „automatische Subjekt“ (Marx) scheint nämlich wahnsinnig. Der „Antiislamismus“ ist nur das bitterste Symptom hiervon. Lesen wir nur die Hetzreden eines Ulfkotte oder eines Sarrazin!
faz.net/attentate-in-norwegen-die-tat-eines-irrsinnigen-25-7-2011