Wo die Parteiräson zum Fetisch geworden ist
Die Friedrich-Naumann-Stiftung ist der FDP mehr als nahe stehend, denn quasi ihre Kaderschmiede. Und somit ist die Frage, ob das Stipendium zurück zu zahlen ist, keine rein juristische, sondern eine hoch-politische. Die FDP muss entscheiden, ob sie sich diesen Skandal, insbesondere dabei diese Schande eine plagiierte Doktorarbeit gefördert zu haben, wirklich leisten kann. Denn damit hat sie einen Kader der Partei aufgebaut, welcher nun des „geistigen Diebstahls“ überführt ist. Das ist für eine Partei des Bürgertums, die vorgibt, dass sie das Eigentum desselbigen schütze, nicht gerade eine Kleinigkeit. Parteiräson versus Parteiideologie. Doch „wo Ethik und Interessen zusammenstoßen, blamiert sich immer die Ethik“, meinte schon Ernst Bloch. Dennoch steckt die FDP hier in ihrer eigenen Aporie. Denn worin äußert sich die Ideologie einer bürgerlichen Partei womöglich am deutlichsten? Mit einer Ideologie in der eben diese Parteiräson zum Fetisch geworden ist. Und keine andere als die Partei eines Westerwelles demonstriert das gerade besser. Womit wir zugleich das wichtigste Merkmal einer untergehenden Partei heraus gestellt hätten.
faz.net/Nach Plagiatsaffäre: Koch-Mehrin muss Stipendium nicht zurückzahlen, 20.06.2011