Selbstverblendet

Nicht all zu oft, aber doch immer öfter, bekomme ich von Mitkommentaroren folgendes zu lesen (selten aber in dieser offenen Form, denn wohl eher als persönliche Email): „Kommentare von Herrn Binsack lese ich immer gern, danke.“ Ich gestehe es: das tut schon gut, denn es hilft auch hinweg über die zunehmende Zensur seitens der Redaktion.

Selbstverblendet
Das ist nicht nur ein Problem einer verrohenden Rhetorik, sondern einer rohen Ideologie. Das Weltbild der Granden innerhalb der CSU, unterscheidet sich nur marginal von deren rechten Rand, und dieser wiederum nur um Nuancen vom Rechten Rand überhaupt. Das ist die Kehrseite eben jenes Erfolges, den die CSU offenbar hat, beim einsammeln der Rechten, welche man ja „nicht den Nazis überlassen will“, wie die CSU selber immer wieder betont. Soweit zum Thema „Bestie“. Was die Freude über die Tötung von Bin Laden angeht, da wiegt die Sache noch schwerer. Denn hier geht es nicht um die semantische Nähe zum Rechtsradikalismus, sondern um den allgemeinen und offenbar für alle verbindlichen Ton – innerhalb einer siegreichen Klasse. Den Ton, den man normalerweise nicht zu hören bekommt, wenn man zu dieser Klasse nicht gehört, es sei denn über Wikileaks. Es ist der martialische Ton eben jener Klasse, die sich in im Siegesrausch befindet. Vergessen wir nicht: dem Terrorismus wurde der „Krieg“ erklärt. Wer es hören wollte, dem konnten die Kriegstrommeln da schon nicht entgehen. Und nun das Siegesgeheul. Mir zeigt dies, wie wenig zivil diese „Zivilgesellschaft“ in Wahrheit ist – und wie selbstverblendet hierbei.

faz.net/Politisches Vokabular: Entgleiste Rhetorik, 05.05.2011

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