Die ungarische „Krone“ – mythisch verklärt, wie autoritär überhöht
„Orbáns Salonfähigkeit in der EU wie in der übrigen Welt wird daher mehr von der Wirksamkeit der neuen verfassungsrechtlichen Schuldenbremse als von der Kraft der Präambel abhängen.“ In der gestrigen FAZ machte Péter Zilahy ja sehr deutlich, wie dieser royalistische Karpatenpatriotismus dessen Nachbarn befremdet („Vom Leben in magischen Zeiten“). Und wie sehr das europäische Großkapital womöglich darüber irritiert ist, mag man auch diesem Beitrag von Hefty entnehmen, wenn auch nur indirekt. Wir werden noch sehen, wo die Priorität des Kapitals liegt. Die extrem negative Leistungsbilanz Ungarns weist nämlich darauf hin, dass die ungarische Wirtschaft noch immer sehr kleinbürgerlich strukturiert ist, so dass Industrieprodukte weniger aus- als eingeführt werden. Und das genau ist die Basis für die extreme Korruption, wie auch für diesen royalistischen Patriotismus. Die Ohnmacht dieses Kleinbürgertums in seinem Verhältnis zu Kapital und moderner (korrupter) Staatsmacht wird in einen gleichermaßen mythisch verklärten wie autoritär überhöhten Staat hinein projiziert. Im Falle Ungarns ist das die im Prinzip immer schon machtlos gewesene christliche Krone. Zilahy hat Recht: keine gute Aussicht für eine konservative Revolution.
faz.net/Ungarn: Ein unausgesprochener Kulturkampf, 06.05.2011