Die Implosion der EG wäre gleich einer Kriegserklärung an die USA, 1. Teil
Es ist definitiv unseriös so zu tun, als könnte ein einzelnes Land den Euro-Raum verlassen ohne diesen Euro-Raum dabei implodieren zu lassen (nur in der Außenbeziehung wäre das eine „Explosion“). Und dabei habe ich die sehr wahrscheinliche Kettenreaktion noch gar nicht im Auge (welches Land folgt als nächstes?), denn dazu kommt es wahrscheinlich gar nicht mehr: die Implosion des Ganzen käme dem zuvor. So besehen sind alle Übel gleich groß, es sei denn, man liquidiert den gesamten Euro-Raum, will heißen: man löst die EU auf. Es geht nämlich nicht nur um den Euro, also um das Allgemeine Äquivalent aller Waren-Dienstleistungs- und Kapitalströme innerhalb dieses Raums, sondern um das gesamte und solchermaßen irreversibel verschachtelte Finanzgebäude (wofür der Euro wohl eine zutreffende dennoch nicht vollständige Semantik darstellte, dazu mehr weiter unten). Also entweder alle oder keiner, und das ist die Falle. Ich nehme somit an, dass man so weiter wurschtelt wie bisher, bis es an einer Ecke (oder an gleich mehreren Ecken) so richtig kracht. Dann aber ist es für eine geordnete Auflösung zu spät. Ein Bürgerkrieg in Griechenland, oder in welch anderem einzelnen EG-Land auch immer, wäre dann wahrlich das „kleinere Übel“ gewesen.
Die Implosion der EG wäre gleich einer Kriegserklärung an die USA, 2. Teil
Schauen wir auf Deutschland. Wohl möglich, dass Hitler glaubte, er könne, wie im Mythos, gleich dem Alexander, den Gordischen Knoten durchschneiden. Und das Versailler System stellte eine Art gordischer Knoten dar. Doch auch wenn das Kapitalverhältnis eine Abstraktion ist, so ist es kein Mythos. Die Menschen mögen sich dessen nicht bewusst sind, doch mit diesem Kapitalverhältnis sind sie eine gesellschaftliche Konvention eingegangen. Sie können diese nicht einfach unterlaufen, nur bewusst aufkündigen. Selbst wenn Hitler diesen Krieg in Eurasien gewonnen hätte, das „Versailler Diktat“ stellte darin nur einen Teil dieses Kapitalverhältnis‘ dar. Nicht England, nicht Frankreich, die USA waren längst die alles bestimmende Wirtschaftsmacht. Genau genommen waren England und Frankreich im „Versailler Vertrag“ auch geknechtet. Aus der Perspektive der USA war dies ein Vertrag, der all diese „Verlierer“ knebelt, so dass der Gewinner freie Hand behielt. Nicht unähnlich darin dem System des „Marshallplans“, nach dem 2. Weltkrieg. Nur dass diesmal der Hauptkriegsverlierer durch eine Art Staatsbankrott sich schnell wieder erholte. Aber auch das ist Geschichte. Denn heute käme ein solcher Bankrott, gleich ob in Teilen oder im Ganzen, einer Kriegserklärung an die USA gleich.
faz.net/Rückkehr zur Drachme? Die große Not der Griechen, 07.05.2011