„Restrisiko“ bei Atomanlagen ist blanker Zynismus
Die Frage sollte lauten: wollen wir überhaupt von Japan lernen? Spätestens seit Tschernobyl weiß die Welt, dass der Begriff „Restrisiko“ bei Atomanlagen blanker Zynismus ist. Dennoch sind die Profitoptionen in der Atomenergie offenbar derart verlockend, dass wir weiterhin in Zynismus machen. Allein schon die Opfer des Normalbetriebs, welche natürlich von einer hörigen Wissenschaft als nicht nachgewiesen bezeichnet werden, also die Kinder mit Leukämie usw. usf. im Umkreis eines AKWs, wären für eine zivilisierte Gesellschaft Grund genug, um auf diese Technik zu verzichten. Aber das einzig zivilisierte am Kapitalismus sind seine Phrasen, welche nur Mitgefühl zu heucheln verstehen. Doch hin und wieder wird das Maß allen Erträglichen überschreiten. Zum Beispiel wenn wir zu lesen bekommen: „Die logische Konsequenz sollte es sein die Sicherheitsauflagen für KKW zu lockern und gefährliche Windmühlen und Solarzellen zu verbieten.“ Hier scheint jemand seinen Zynismus regelrecht zu genießen. Und mit dem selbstgewählten Nicknamen „Vandale“ offenbart er zudem eine im hohen Maße unkritische, um nicht zu sagen: paranoide Selbststilisierung. Ja, unzivilisiert, wie ein Vandale, zieht er da über die geschockte und (jetzt) natürlich (sehr) atomkritische Leserschaft hinweg.
Nachhaltig-ökologisch – nur der Supergau
@domberger: „Nuklearenergiegewinnung ist a conto sicherer, okonomischer+ökologischer als jede andere Methode der Energiegewinnung!“ Eine interessante Formulierung! – A conto! Dabei kann ich mir nicht die Bemerkung verkneifen, dass es eigentlich keine Frage ist, auf wessen „Konto“ die Gewinne gehen, und zu wessen Lasten das „sichere Restrisiko“. Es ist auch hier oft genug gesagt worden: Das Restrisiko mag technisch besehen relativ gering sein – was ich im Übrigen auch bestreite -, denn dieses „Restrisiko“, und ich sagte es bereits, unterschlägt die Verseuchung der Umgebung im Normalbetrieb, aber wenn der Gau passiert, und wir erleben es ja gerade wieder mal, scheint nicht nur die Technik nicht mehr beherrschbar (voll des Risikos), sondern auch der Schaden für die Umwelt, wie für den Menschen, unübersehbar. Und vor allem in keinem Verhältnis zu stehen zu all den von Ihnen und Ihren Mitstreitern genannten „Vorteilen“. „Ökologisch“ ist das dann nur, weil der Mensch danach dort auf lange Zeit keinen Schaden mehr verursachen kann und, und wie wir auch in Tschernobyl beobachten, die von den Menschen vertriebene Kreatur sich dort wieder ansiedelt. In diesem Sinne scheint einzig der Supergau nachhaltig-ökologisch.
faz.net/Reaktorsicherheit: Können wir von Japan lernen?, 13.03.2011
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[…] se allein schon deswegen gefährdeter, weil ihre Zellteilung schneller ist. Wir wissen das aus der Leukämieforschung. So kann und will ja auch keiner erklären, warum rings um die Atomenergieanlagen so viele Kinder […]
[…] nur konservativen Leuten, und wir erleben das gerade auch im Zusammenhang mit der Wahrnehmung der Atomkatastrophe in Japan), nehme ich Neuheiten per se nicht als solche wahr. Neige ich aber dazu, alles als etwas noch nie […]