Was weiß ein Objekt von sich selbst?

Was weiß ein Objekt von sich selbst?, 1. Teil
Es ist schon ein wenig enttäuschend, dass man diesen Shootingstar der Konservativen auf solch „billige“ Weise zu Fall bringt/bringen darf. Mit ein wenig Gespür für charakterliche wie intellektuelle Eigenheiten von Menschen eines gewissen Typs (nun in Franken, wo Guttenberg zu Hause ist, haben die Menschen dieses Gespür bisweilen noch) hätte man den „Schaumschläger“ schon wesentlich früher – und zwar bevor er diese traurige Berühmtheit erlangt – entdeckt. Dennoch, diesem Instinkt zu folgen, ist dank einer Medienlandschaft, die mit Informationen so geschickt hantiert, dass die wesentlichen Informationen unter ihr, wie unter einer Tarnkappe verschwinden, eben nicht leicht. Dass er da einen auf Bismarck macht, wenn auch quasi spiegelverkehrt, wenn man die Abschaffung der Wehrpflicht betrachtet, war mir hingegen schon aufgefallen („Die Grünen, der Eiserne Kanzler und die Kriegserklärung“). Wenn auch noch nicht so deutlich das (eigene) Plagiat darin.

Was weiß ein Objekt von sich selbst?, 2. Teil
Durch die Medien gar, ist er nur die geschminkte Version seiner selbst, und zwar so sehr geschminkt, dass gar diesem Selbst gegenüber das Medienplagiat (ver)selbständig(t) agiert. Sein Selbstbild ist für ihn somit gleich doppelt gebrochen. Nicht nur, dass sein eigener – von ihm ausgehender – Schein ihn trübt, das hätte er mit uns allen gemein, nein: die Trübung erfolgt durch die Linse der Medien und zwar so perfekt, dass ihm eine Selbstkritik kaum noch möglich ist. So sehr glaubt er diesem Medienplagiat, dass seine eigenen Plagiate dahinter verschwinden. Es ist fast glaubhaft, wenn er immer wieder seine „Unschuld“ beteuert. Da spricht nicht nur der Routinier aus dem politischen Geschäft, der Trickser, von dessen „Ehrlichkeit“ hingegen Vater wie Ehefrau so überzeugt sein dürfen, sondern das Medienobjekt, das sich seines Subjektseins nicht mehr sicher ist. Was weiß ein Objekt von sich selbst? Eben nichts!

Der „getürkte“ Doktor
@Schwetik: Natürlich darf man mit anderen einer Meinung sein, oder mit diesen zu ein- und demselben Ergebnis kommen. Nur muss man das kenntlich machen! Entweder, indem man das so formuliert: „Mit dem oder dem komme ich zu diesem Ergebnis“, dabei sollte man aber schon eine eigene Formulierung wählen, oder man übernimmt die Formulierung und gibt sie als Zitat an. Was ist daran so schwer? Auch ich kann da von einer Geschichte berichten, wo ein Student für eine „gemeinsame Diplomarbeit“ mit einem anderen Studenten eigene Ausarbeitungen vorlegen sollte. Nach den ersten 4 Seiten, die da komplett aus einem Lehrbuch abgeschrieben waren, bat der andere diesen, ihm nichts mehr anzubieten. Denn dieser andere machte die Arbeit dann lieber alleine, dann halt für beide, mit doppeltem Umfang. Nun, es war keine Doktorarbeit und der gute Junge, er war ein Migrant (Nationalität spielt jetzt keine Rolle) mit gewissen Problemen in der ihm fremden Sprache, erhielt so sein Diplom. Als er nach Jahren eine Kopie dieser Arbeit von dem anderen erbat, verweigerte der diese ihm. Er hat das klaglos akzeptiert. Ein Herr von und zu Guttenberg sollte das auch begreifen, denn er ist schließlich ein „Doktor“, wenn auch offenbar nur ein „getürkter“.

faz.net/Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg: Abschriften ohne jegliche Quellenangabe, 17.02.2011

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2 Trackbacks

  • Von Die Ablenkung am 18. Februar 2011 um 14:02 Uhr veröffentlicht

    […] „gebrochen“. Ihm die Sicht gar auf sich selbst verstellend. Denn wie fragte ich schon: „Was weiß ein Objekt von sich selbst?” Der Presseliebling musste sich selber gefallen! Die Trickser sind die, die mit solch poliertem […]

  • Von Gefährlich wird es für Linke, die sich da nicht abgrenzen am 2. März 2011 um 14:38 Uhr veröffentlicht

    […] Und da vergreift man sich beim Kader u. U. sehr schnell. Nun Guttenberg ist kein Bismarck, das wäre er gern. Daher ist er vor seiner Zeit schon gescheitert. Ohne eine erkennbare „Eigenleistung“ […]

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