1000 Jahre – als wäre nichts geschehen

1000 Jahre – als wäre nichts geschehen
Hölderlin und Hafiz passen vielleicht zusammen – Hafiz könnte man auch als den ersten „Postmodernen“ in der Geschichte bezeichnen und so neben Hölderlin stellen. Die 1000 Jahre dazwischen hat Hafiz problemlos überbrückt. Doch Goethe war ein Schmock, der nur den Orient zu plündern suchte, so wie zuvor schon die Bürgerkriege. Dass er den Hölderlin – damals bei Schiller – mit Missachtung zu strafen, dafür aber den Hafiz zu missbrauchen suchte, macht nur deutlich, dass er die Konkurrenz fürchtete. Oder war dieser Ausritt in den Orient seinem antisemitischen Dünkel gar geschuldet? Wir wissen es nicht. Aber die Stimme derjenigen, die sich heute ausgerechnet auf ihn berufen, wenn sie gegen die Konkurrenzideologie „Islam“ zu Felde ziehen, was dann von ihrem Antisemitismus etwas abzulenken hilft, verrät auch den Meister.

Hafiz hat die Herrschenden seiner Zeit auf eine derart kluge Weise vorgeführt, dass deren Nachkommen den Gehalt dieser Angriffe heute noch nicht begreifen, hingegen aber die Völker umso besser. 1000 Jahre, als wäre nichts geschehen, und das ist der Punkt: Mit Hafiz wissen wir, dass nichts geschah, was ihn obsolet werden ließe. Goethe hingegen versinkt mit dem Ende der Aufklärung, wo die Moderne selbst diese verrät.

faz.net/blogs/sofa/archive/2011/02/03/debatten-texte-und-entwicklungen-am-3-februar-2011-02-03

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