Landesverrat – das Privileg der Herrschenden

Landesverrat – das Privileg der Herrschenden
Wegen Landesverrat angeklagt zu sein, ist wohl ein uraltes Privileg, nämlich von Revolutionären, Anarchisten, Kommunisten, Trotzkisten….Ob verdient oder nicht, soll hier nicht näher interessieren. Denn Landesverräter zu sein, dies Privileg teilen sich die Herrschenden in aller Regel schon selber. Im Namen des Profits kennt keiner wirklich sein „Vaterland“, noch weniger sein Mutterland. Der Patriotismus der Herrschenden ist nur dafür gut, all ihre antipatriotischen Akte zu verschleiern, ihnen den Nimbus der Gemeinnützigkeit, den Anschein von Nobilität zu verleihen. Werden nicht in allen Kriegen alle Seiten von denselben Lieferanten mit nahezu denselben Waffen beliefert? Hat nicht gar die USA mit ihrem Intimfeind Nr. 1 – Iran – in der Iran-Kontra-Affäre Waffengeschäfte gemacht, nationaler Interessen wegen – in Südamerika? Was sich dann aber doch nur als das Interesse am Selbsterhalt eines alternden Dienstes – des CIAs nämlich (Tim Weiner) – bestätigen sollte. Was natürlich nur ganz zufällig mit den betriebswirtschaftlichen Interessen gewisser schon sehr alter US-Konzerne („United Fruit Company“ u.a.) zusammen fiel?

Gegen die wahre Demütigung
Dass sich die US-Amerikaner als Opfer erfahren, das mag noch mit 9/11 zutreffen. Für viele ist das eine Art Pearl Harbour II. Ich lasse jetzt mal im Raum stehen, inwieweit diese Gefühle – bei beiden Fällen – nicht einfach nur inszenierte sind. Doch im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen von Wikileaks sind sie das definitiv – inszenierte Gefühle. „Demütigung“ – wofür? Dass es eine kleine Gruppe schaffen kann, die einzig noch verbliebene Supermacht vorzuführen? Es ist die Arroganz der Macht, bzw. es ist der Chauvinismus, was sich da provoziert fühlt. Daher auch die brutale Reaktion. Die Mordgier, die da geweckt worden ist. Wenn amerikanische Arbeiter in einem Streik eine Firma besetzen, die Hausherren womöglich auf die Straße setzen, werden die Herrschaften sicherlich genauso reagieren. „Was fällt ihm ein – diesem Pöbel“, werden sie toben. Sie werden die „Rädelsführer“ hinrichten, ihnen ihr Verbrechergesindel auf den Hals hetzen. Und das würden sie gerne mit den Verantwortlichen bei Wikileaks auch machen. Und dass das nicht geht, das lässt sie Wut schnauben. Gleich wie man Wikileaks im Ganzen auch beurteilen mag, diesbezüglich gehört ihnen meine ganze Solidarität. Und es ist mir ehrlich gesagt völlig Schnuppe, wie gedemütigt sich das amerikanische Volk fühlt. Ich bin zudem sicher, dass große Teile dieses auch großen Volkes sich völlig im Klaren darüber sind, dass die Aktionen von Wikileaks gegen die eigentliche Demütigung gerichtet sind, nämlich derer, die sich da als subalterne Klasse vor den Karren der Herrschenden haben spannen lassen. Wenn sie zu Verstand gekommen sein werden, werden sie sich diesbezüglich zu schämen haben.

Wo doch in der Liebe der Kampf tobt
@Filou: „Trotzdem meine ich, dass Sie mit Marx versuchen, wie Mephisto die Leiden der Weiber aus einem Punkte (Marxismus) kurieren zu wollen.“ Mit Goethes Mephisto fühle ich mich in manchen Punkten sehr verwandt. Im Prinzip ist Mephisto die Verneinung einer Welt, die er so nicht gewollt, der „Geist, der stets verneint“. Auch ich reibe mich an der Metaphysik einer solchen, jener als göttlich verklärten dummen Welt. Der „Punkt“ ist übrigens die Dialektik, die ich mit Zizek zunehmend als „Lücke“/blinder Fleck verstehe, denn als „Heilung“/Erklärung/positives Verstehen. Und was mein Verhältnis zu den „Weibern“ angeht, da treffen Sie womöglich auf meinen schwächsten Punkt. Hier verstehe ich mich selbst am Wenigsten. Die Nähe zu ihnen bereitet mir so viel Vergnügen wie auch Schmerz. Daher beschäftigen sie mich auch in meiner Theorie (Was dem Manne sein Orakel) und lassen mich mal als ihr Freund, dann wieder als ihr erbitterter Feind erscheinen. Die Liebeslyrik fasziniert mich, auch in ihrer Heuchelei, ihrer patriarchalisch konnotierten Bösartigkeit, wo sie doch Liebe/Anbetung sagt, aber Unterwerfung meint. Nicht von ungefähr kommt daher vielleicht auch meine „Liebe“ zum „Kampf“, wo doch in meiner Liebe immer der Kampf tobt.

Kein Spion aus falscher bürgerlicher Leidenschaft
@Filou/Plindos: Ich halte das für eine lächerliche Spekulation. Ein Blick in Wikipedia hätte ihnen belegen können, dass Richard Sorge ein überzeugter Kommunist war. Er war ganz sicher kein Spion aus falscher bürgerlicher Leidenschaft – „am Verrat“.

faz.net/blogs/deus/archive/2010/12/14/ueber-den-verrat-im-internet

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