„Ausgewogen“ oder kritisch?

„Ausgewogen“ oder kritisch?
Schon die Formulierung „Pressefreiheit ist kein Selbstzweck“ entlarvt die Macht, die sich da zu schützen sucht. Die „deutschen Geschäftsleute“ sind ganz offensichtlich daran interessiert dieser national-konservativen Regierung nicht zu schaden, d.h. ihren Geschäftsinteressen. Denn genau solchen Geschäftsinteressen scheint das neue Pressegesetz zu dienen. Und dass man eine „ausgewogene“ Berichterstattung anpreist, macht deutlich, wie sehr die Pressebeschränkungen schon gefruchtet haben. – In der Tat, so besehen, braucht man das neue Pressegesetz gar nicht zu kennen. „Ausgewogen“, seien sie schon, „proungarisch“ – die Berichte! Warum überlässt man das nicht einem ungarischen Propagandaministerium? Die Presse hat selbst nach bürgerlichen Kriterien kritisch zu sein, und wenn notwendig – unausgewogen, parteiisch -, unter Umständen gar entlarvend. Die Strömungen im Volk müssen sich in einer entsprechenden Presse wiederfinden. Aber wollen wir nicht päpstlicher sein als der Papst – die deutsche Presse in Deutschland ist auch nicht viel besser. Nur ist ein dementsprechendes „Pressegesetz“ längst in den Köpfen der meisten Journalisten verinnerlicht. Was man auch an der Zensur der Leserkommentare hier in dieser Zeitung erkennen kann.

faz.net/Ungarn: „Pressefreiheit ist kein Selbstzweck“, 29.12.2010

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