Es wäre so einfach eine klügere Gesellschaft zu haben
Ja, der gute Herr Wehler, der hat gerade noch gefehlt, in diesem Treiben. Es ist doch nicht das Problem, ein Thema zu benennen, oder gar eine Masse vermeintlich richtiger oder wichtiger Fakten zusammen zu tragen, sondern eben es richtig zu bewerten. Und das ist es, was ein Sarrazin definitiv nicht macht, wenn er rassistisch konnotierte Bildungskonzepte vorschlägt. Aber selbst wenn wir uns mal auf seinen Standpunkt einließen, also den unerträglichen Rassismus für einen Moment vergäßen, dann wäre es doch immer noch ein falscher Ratschlag, den vorgeblich intelligenteren Menschen eine „Wurfprämie“ zu versprechen, denn selbst wenn diese fruchten sollte, kämen da nicht per se die intelligenteren Kinder auf die Welt. Denn und das ist der Clou an der ganzen genetischen Debatte: es ist eben unwahrscheinlich, dass sich Intelligenz einfach vererbt. Sie ist ein Ergebnis vieler Faktoren: bildungskonzeptioneller, medizinischer, kultureller, sozialer wie ökonomischer Bedingungen. Es ist schließlich die Epigenetik, die da den Daumen am Drücker hat. Es wäre einfach eine klügere Gesellschaft zu haben, wenn man sie nur ernähren wollte, und zwar so, wie kluge Geister es benötigten: mit ausreichend materialer wie geistiger Nahrung. Und genau diese ist im Kapitalismus den privilegierten Klassen vorbehalten. Das ist doch der Punkt.
faz.net/Im Gespräch: Hans-Ulrich Wehler: Sarrazin und die Bildungskatastophe, 09.10.2010
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