Geächtete, weltweit
In vielen Ländern Osteuropas werden die Roma und Sinti verfolgt, politisch verfolgt. Oder wie soll man das bezeichnen, wenn diese Völker als Freiwild angesehen werden, nämlich aus ihren angestammten Wohnorten vertrieben, in verkommene Randregionen verpflanzt, wo es kein sauberes Wasser, keine Infrastruktur und auch keine Möglichkeit gibt sich mit legalen Geschäften oder auch mit Lohnarbeit am Leben zu halten. Dort werden sie kriminalisiert, isoliert, sind teils traumatisiert, arbeitslose Vagabunden also, so wie man sich den „Zigeuner“ vorstellt. Und dann werden Geschäfte geplündert, wie vor nicht all zu langer Zeit, 2004, unweit von Wien, in der Ost-Slowakei. Ein Geschäft, welches zum Rewe-Konzern gehören soll, wurde von hungernden Roma geplündert. Der erste und solchermaßen niedergeschlagene Hungeraufstand im Zentrum Europas, ein Toter, vermutlich getötet durch einen Polizisten. Nicht einmal eine Randnotiz war das den großen Medien wert („Eine Zigeuner-Rhapsodie“, Taz.de, letzter Zugriff: 20.09.2010). Das ist eine durchaus vergleichbare politische Verfolgung, wie sie zum Beispiel die Kurden in der Türkei erleben. Nur Zigeuner haben keine Widerstandsarmee, keine Partei, die den bewaffneten Kampf führt, keine Lobby, denn sie gelten als Geächtete, weltweit.
faz.net/Streit über Roma-Abschiebungen: „Sarkozy hat nicht gelogen“, 20.09.2010
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