Ohne Knete keine intime Fete
„Patchwork“ist insofern erfrischender als die „Identität“ der bürgerlichen „Familie“ schon immer eine Lüge war. Nur heiratete man in früheren Zeiten die 2. oder 3. Liebe in aller Regel (nicht gleich! – wie man auch an den Windsors noch sehen kann), sondern hielt diese als Mätresse. Da die heutigen Trennungen aber zumeist von den Frauen ausgehen, und Männer, aus welchen Gründen auch immer, das Mätressendasein für sich nicht sehr attraktiv finden, wird vermehrt geschieden. Mit schwerwiegenden Folgen, vor allem für den sog. Mittelstand. Denn dieser geht dadurch finanziell in die Knie. Es ist daher sehr wesentlich zu unterscheiden, wer sich Patchwork eigentlich leisten kann und wer eben nicht. Letztere stehen für das Drama, erstere eigentlich für eine Komödie. Während die Einen sich was vor machen in Puncto ewiger Jugend (offenbart doch so manch absurder Ehevertrag, dass nur die junge Frau und der frische Ehevertrag das Attrabut Jugend verdienen, nämlich wie teuer darf meine Jugend für den Alten sein), machen die Anderen sich was vor in Beziehung zu ihrer wirtschaftlichen Potenz, welche sich spätestens in der 2. Ehe als unverzichtbarer Teil der körperlichen herausstellen soll. Ohne Knete keine intime Fete, im neuen Ehebett.
faz.net/Patchworkfamilien:Die böse Stiefmutter war einmal, 22.07.2010